Arbeitgeber integrieren Flüchtlinge - Zugang zum Arbeitsmarkt
Informations- und Gesprächsnachmittag: pro:connect-Slogan - Wir bringen Menschen zuammen - im Landkreis Ammerland am Montag, den 8.2.16
Westerstede / Bad Zwischenahn / Oldenburg
Der Vorstandsvorsitzende von pro:connect, Werner zu Jeddeloh, begrüßte erfreut über das große Interesse am Montagnachmittag über 100 Gäste im Landkreis Ammerland. "Arbeitgeber und Geflüchtete sparen Wege durch Vernetzung", sagte zu Jeddeloh in seiner Begrüßung.
Jürgen Lehmann, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Oldenburg e.V., stellte die Phasen des Ankommens dar, die in der Bertelsmann-Studie, "Die Arbeitsintegration von Flüchtlingen in Deutschland", die Möglichkeiten der Geflüchteten darstellt: 1. Zunächst einmal müsse die Sprache erworben werden. 2. Anschließend müsse ein Profiling erfolgen, damit der Arbeitsuchende Klarheit über seine beruflichen Möglichkeiten bekomme. An 3. Stelle stehe dann die Hilfe, die durch Vernetzung und Vermittlung erfolgen könne. Die Aufnahmegesellschaft profitiere von den Geflüchteten, der Zusammenhalt in der Gesellschaft werde gestärkt und das Selbstwertgefühl der Geflüchteten werde durch Arbeit leichter wieder hergestellt.
Der Erfahrungsbericht des Geflüchteten, John Talia, bestätigte das. Talia ist vor drei Jahren aus Aleppo nach Deutschland gekommen und berichtete den Arbeitgebern und Gästen von seinen Erfahrungen - in gutem Deutsch! Das war ihm von Anfang an besonders wichtig. Er bestätigte, dass die Sprache der Schlüssel zur Kultur sei. Durch den Integrationskurs, die Kinder, die in der Schule lernten, die Berufliche Weiterbildung und zwei Praktika, gelang es ihm bei der Rügenwalder Mühle seinen Beruf im Lebensmittelbereich wieder auszuüben, was für ihn die Erfüllung eines lang gehegten Traumes bedeute. Er sei überaus zufrieden. In seinem Vortrag hob er hervor, dass viele Geflüchtete aus der 3. Welt stammen würden und hauptsächlich Handarbeit verrichten könnten. Die Technisierung sei zu erlernen. Talia ist nebenberuflich bei der VHS als Sprachmittler aktiv, um zu helfen. Seine Erfahrung zeige: "Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg."
Rechtsanwältin Ruth Wreesmann vom Arbeitgeberverband referierte zur Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt. Die Rechtsgrundlage für alle Beschäftigungsverhältnisse basiere auf dem deutschen Rechtssystem, dem deutschen Arbeitsrecht. Es gäbe Zugangsmöglichkeiten für Geflüchtete, die abhängig seien vom Aufenthaltsstatus. Dieser werde künftig im neuen Flüchtlingsausweis festgehalten. Personen mit einem positiv beschiedenen Asylantrag dürfen jede Beschäftigung aufnehmen, betonte Wreesmann. Bei einer Aufenthaltsgestattung oder Duldung müssten die Ausländerbehörde und die Bundesagentur für Arbeit die Ausübung einer Beschäftigung genehmigen. Eine Ausnahme gelte für Hochpualifizierte, die die Voraussetzungen der Blauen Karte erfüllten. Praktika und Probearbeiten müssten im Rahmen des Mindestlohns vergütet werden. Sie seien Maßnahmen zur Arbeitsförderung, wenn berufliche Kenntnisse vorhanden sind. Die Ausländerbehörde und die Bundesagentur für Arbeit müssten zustimmen, so die Arbeitsrechtlerin. Parallel werden die Geflüchteten vom Job-Center begleitet und die Sprachkenntnisse werden gefördert, betonte Wreesmann. "Arbeitsverbote gibt es für Personen ohne positiven Bescheid des Asylantrags. Also für Geflüchtete, die seit August 2015 eingereist sind und aus Marokko, Algerien, Tunesien, Albanien, dem Kosovo und Montenegro kommen," sagte Wreesmann.
Bei weitergehenden Fragen sei der Verein pro:connect ein wichtiger Ansprechpartner und Vermittler.
Ronald Albrecht von der Agentur für Arbeit Oldenburg-Wilhelmshaven und Ralf Geerdes, Geschäftsführer des Jobcenters Ammerland stellten ihre Arbeit und die genaue Prüfung jedes Einzelfalls mit Profilern dar. Eine Herkulesaufgabe! Die Vernetzung sei hilfreich, um die Integration zügig voranzubringen, hob Ralf Geerdes hervor.
Aus der betrieblichen Praxis referierten Anne Cordes von der Bäckerei Janssen und Andreas Müller, Personalleiter der Rügenwalder Mühle in Bad Zwischenahn. Er habe überaus gute Erfahrungen mit den Geflüchteten, die arbeitswillig und engagiert seien, gemacht. John Talia sei eine positive Erfahrung im Unternehmen. Sie werden sich weiterhin für die Integration von Geflüchteten in die Arbeitswelt einsetzen.
Der eingetragene Verein pro:connect betreibt in Oldenburg ein Geschäftsbüro in der Güterstraße 1 mit einer hauptamtlichen Mitarbeiterin, Catrin Cordes. Über sie werden Kontakte geknüpft, z.B. in Rechtsangelegenheiten, zur Ausländerbehörde, zu Ämtern, Schulen und Sprachmittlern. Auch Bewerbungsmappen können schnell und zeitnah für ein Bewerbungsgespräch erstellt werden. "Viele Einzelfälle erfordern eine genaue Prüfung", betonte Gerlinde Röben von pro:connect.
Leserkommentare (0)