Die geschulten Sozialpaten in Westerstede orientieren sich an dem Gedanken, dass Menschen sich gegenseitig helfen und ihnen in schwierigen Situationen mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Westerstede Vom Job-Center wurde mir mitgeteilt, dass Sie mir bei der Erstellung einer Bewerbung helfen können, so eine Frau mittleren Alters, die auf ein bewegtes Leben zurückblicken kann. Vor ihr liegt ein Ordner mit Schul- und Arbeitszeugnissen, Urkunden, Zertifikaten, Briefen und einem alten Lebenslauf. In dem Ordner ist schon alles gesammelt worden, was nicht immer bei allen Ratsuchenden der Fall ist. Es fehlen schon mal Unterlagen und häufig muss erst sortiert werden, damit Wichtiges von Unwichtigem für die Bewerbung zu unterscheiden ist und in eine Reihenfolge gebracht werden kann. Freundlich erklärt sie, dass sie mit dem Computer nicht umgehen könne, dafür aber mit Menschen umso besser. Wie gerne würde sie nach langer Familienphase wieder ins Arbeitsleben einsteigen und damit einer sinnvollen Beschäftigung nachgehen. Ihre drei Kinder sind außer Haus und leben weit weg, ihr Mann ist vor wenigen Jahren gestorben. Die Motivation, sich einzubringen ist stark. Hier ist die Bewerbung durch die Sozialpatin auf der Grundlage der Stelleninformation des Job-Centers schnell geschrieben, Kopien können angefertigt und beigelegt werden, der Briefumschlag wird von der Arbeitssuchenden beschriftet, eine Briefmarke wird aufgeklebt und dann wandert er in den Briefkasten.
Die Sozialpaten helfen zudem beim Ausfüllen von Anträgen, begleiten Ratsuchende bei Bedarf zu Ämtern, Behörden und Banken oder helfen bei der Haushaltsplanung und Einteilung des Budgets sowie beim Ordnen von Schuldnerunterlagen. Hilfe bringt auch schon die Sichtung der Briefe von Gläubigern, um die weiteren Schritte zu besprechen. Bei Verhandlungen mit Vermietern können die Sozialpaten unterstützen. Des Weiteren können Ratsuchende auch mit ihren familiären Problemen sowie bei der gesundheitsbewussten Ernährung und planvollen Vorratshaltung die Sprechstunden der Sozialpaten aufsuchen.
Die Sozialpaten setzen ihre Kenntnisse und Erfahrungen ehrenamtlich seit 2010 ein. In den Sprechstunden dienstags von 8.30-9.30 Uhr und 18.30 19.30 Uhr können Bürger ihre Probleme besprechen. Gemeinsam wird dann überlegt, was wann wie zu tun ist. Erst durch das vertrauensvolle Gespräch werden viele Probleme erkennbar:
Mein Lebensgefährte ist gestorben, was soll ich mit seiner Post, den Rechnungen, Unterlagen und seinem Eigentum machen. Er hatte doch gar keinen Kontakt zur restlichen Familie?
Ich habe Ihnen mal meinen Versicherungsordner mitgebracht, weil ich den Überblick verloren habe.
Die Bestattungskosten kann ich nicht bezahlen und ich bekomme von der Bank kein Geld mehr, was kann ich machen?
Das Formular zur Beantragung des Arbeitslosengelds II () kann ich nicht alleine ausfüllen, können Sie mir helfen?
Da ich völlig überschuldet bin, brauche ich Hilfe, meine Finanzen wieder in den Griff zu bekommen.