Samstag, 08. April 2017, 20:17 Uhr
Ausflüge

Auf gleichen Wegen

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Gerne lese ich Bücher von heimischen Autoren, die uns die Gegend rund um Oldenburg nahebringen. Autobiografische oder auch andere Geschichten, Hauptsache es geht um Orte, die man schon kennt oder auch kennenlernen kann. Die Geschichte, die ich vor Kurzem las erinnerte mich an ein Buch aus den 70iger Jahren.

Oldenburg / Oldenburg Land / Apen

Die Erinnerung beschenkt mich immer wieder mit so vielen Bildern, die alle nur durch einen Moment entstanden sind; präsentiert sie mir als Diashow aneinander gereiht - und der Ursprung des Entstehens ist mir so nah wie nie zuvor.
Der Ursprung, das war ein Roman, besser bezeichnet mit "ein kleines Büchlein", das irgendwann einmal meinen Weg gekreuzt hatte. Die Handlung vorerst unbeachtet lassend, haben viele bemerkenswerte Bilder und Illustrationen mein Interesse erschlichen.
Und als ich dann endlich zu lesen begann, da waren mir die Personen, die man reingesetzt hatte in diese Geschichte, nicht gleich sympathisch: aber die Landschaft mit all ihren Facetten ließ mich jetzt schon, ganz am Anfang , nicht mehr los.
Ich brannte förmlich darauf, diesen Landstrich persönlich kennenzulernen, was mir anhand der Entfernung der genannten Handlungsorte durchaus für machbar erschien.
- Die Autorin hatte eine gutbetuchte niederländische Gutsherrin mit einer Angestellten in die Geschichte eingebaut, die sich aufgrund einer Krankheit im Umland von Bremen aufhielt. Als sie später über die Provinzhauptstadt Groningen in ihren Heimatort Dokkum zurückkehrte, da wurde es richtig interessant.
All' ihre detaillierten Wegbeschreibungen faszinierten mich während des Lesens immer mehr.
Nachdem die Stadtgrenze Groningens passiert war, fuhren die Damen mit dem Auto zwar in Richtung Dokkum, aber verließen den direkten Weg, um die Abzweigung über die Dörfer, direkt über die grüne Route am Kanal zu nehmen.Sie verlief parallel zur Haupt-Straßen-Route.
Ortseingangsschilder trugen Namen wie Buitenpost, Metslawier, Uithuizermeden, Pieterzijl. Sie klangen so urig-altertümlich , wie unüberhörbare alte Melodien, die solchen Landstrichen und Orten, wie den eben genannten, einen prägenden Ausdruck geben.
Da sämtliche Dörfer auch in meinem Hinweisbuch namentlich genannt wurden, fand man sich schnell zurecht. Denn jetzt war ich selbst auf diesem Weg, angeregt von meinem Roman, der noch nicht mal ausgelesen war.
Jedes erkannte Ortsschild war eine Bestätigung dafür, daß der richtige Weg eingeschlagen wurde.
Die ganze Fahrt über war der nebenher verlaufende Kanal präsent und breitete die natürlichsten Highlights solcher sommerlichen Wegtouren offen vor mir aus:Die herrliche niederländische Wasserstraßen - , wie auch Wald - und Wiesenroute, sie war um so vieles schöner als die vielbefahrene Autostraße. Und die teilweise richtig großen Schiffe, die auf diesem Kanal noch fahren durften, sie brannten mir ein Bild ein,das sich aus meinen Gedanken von jetzt an nicht mehr löschen ließ.
Mit flatternden Fähnchen und leise vor sich hin summenden Motoren glitten sie fast lautlos neben meinem Weg her. Es taten sich unbeschreibliche perspektivische Besonderheiten auf in dem grünen und saftigem Land. Ich war gespannt darauf, was mir weiterhin noch alles begegnen würde.
Menschen, die ohne eine Angelrute in ihrer Hand nicht in mein Landschaftsbild gepaßt hätten: alles war für mich wie eine Neu-Entdeckung in einer fernen Gedankenwelt ohne den üblichen Streß, den Menschen nun mal zu verursachen bereit sind. Das Kriterium "Streß" gab es hier anscheinend nicht und wie ich damals empfand, hatte dieses Wort im niederländischen Sprachgebrauch einfach keinen Platz.
Bis hierher war alles was ich zuordnen konnte mit dem Gelesenen auch 1:1 umzusetzen gewesen, die Wegbeschreibung stimmte also haargenau.
Nach mehreren kurvenreichen kleinen Wegen, die eine Begegnung mit anderen Fahrzeugen nur bedingt zuließen, zeigte ein Straßenschild, daß unser Ziel nicht mehr weit entfernt war. Nach dem Verlassen dieser, jetzt unseren grünen Route , mit dem Überqueren der Hauptstraße in den Norden, erreichten wir letztendlich auch das idyllische altertümliche Dokkum.
Die kleine niederländische Stadt, die zu Friesland zugehörig ist, war von Anfang an ein Juwel für uns. Gemütliche Restaurants und Übernachtungsmöglichkeiten gab es hier, nicht gerade reichlich, aber auch ausreichend.
Wie von den Hauptprotagonisten in meinem Buch beschrieben, fanden wir Straßenkreuzungen, ihre Namen und viele interessante Sehenswürdigkeiten, alle irgendwie miteinander vernetzt. Viel zu umfangreich, um sie alle in einem Tag zu erkunden.
Die Popularität , die Dokkum für mich auf Anhieb in meiner favorisierten Beliebteste-Plätze-Liste erreichte, war etwas ganz Besonderes, eine Anhänglichkeit , eine Schwärmerei vielleicht nur? Nein, eine Schwärmerei war es nicht, sie überdauert inzwischen fast 50 Jahre und da muß man einfach mehr darin sehen als nur eine Schwärmerei.
Wir haben Dokkum inzwischen an die 100 Male besucht, haben von dieser kleinen Stadt die vorgelagerten Inseln Ameland und Schiermonnikoog gesehen und sind im angrenzenden Lauwersoog , dem größten Fischreihafen Nordfrieslands unterwegs gewesen, von den Deichschafen ebenso beobachtet wie von den Einheimischen, die uns immer wieder gerne in ihrer Mitte aufnahmen.
Ich war begeistert von den saftigen Wiesen, dem satten Blau der Nordsee, von den sagenhaften romantischen Häusern in Dokkum, deren Dächer von der Sommersonne bestrahlt, sich in manchen Straßen des Ortes fast nahtlos aneinanderreihten, wenn wir sie im Sommer besuchten.
Auch wenn während der Wintermonate die Anfahrt etwas beschwerlicher war, Schneeverwehungen manchmal das Weiterfahren blockierten, irgendwie erreichten wir unseren Ort aber doch immer. Und wir bekamen für jede Anstrengung eine Menge zurück: Wir fühlten uns gut aufgehoben in wohliger Atmosphäre, am Ziel angekommen eben.
Die Winterbilder, auf denen ich Dokkum immer wieder betrachten kann, haben auch den zugefrorenen Dokkum-Kanal in ihrer Mitte, für Kinder und Erwachsene im Winter ein zusätzlicher attraktiver Vergnügungsort.
Auch ist Dokkum die Wende-Station auf der Strecke der Schlittschuhläufer , die je nach Härtegrad der zugefrorenen Kanäle, sporadisch ausgetragen wird. Wenn das Eis aller Kanäle 15 cm dick ist, dann wird der Eislaufwettkampf ausgetragen. Er nennt sich "Elfstedentocht" und hat in Friesland, wo er ausgetragen wird, einen großen Namen. "Elfstedentocht", der Name steht für elf Städte, die von der winterlichen Wettkampfroute gestreift werden. Es gibt Tausende von Zuschauern, die bei diesem aufwendigem Arrangement dem Dorf oder der Stadt mit spontanen Besuchen zusätzliche Übernachtsgäste einbringen.Von der sportlichen Veranstaltung mit anerkennenswerten Leistungen wird in den Niederlanden auf höchstem Niveau gesprochen.
Uns interessierten die Lebensgewohnheiten, die Religionen, die Kunstschätze und Ausgrabungen und alles, was es hier gab . Wir erkundeten alles, einschließlich Wochen- Koffer- und Käsemärkte in vielen vielen Jahren. Meistens beendeten wir den Tag mit einer Kaffeepause im originellen Koffiepott-Restaurant in der Hauptstraße Dokkums .
Natürlich hat sich im Laufe der Zeit viel verändert, die Infrastruktur ist durchaus mit positiven Aspekten zu belegen, man ist moderner und aufgeschlossener geworden.
Wir fahren immer noch hin, nicht mehr so oft wie früher, aber wir pflegen unsere innige Liebe mit dieser kleinen Stadt, die uns soviel zu sagen hatte und hat, auch heute noch regelmäßig.
Dokkum, unsere Niederländisches Lieblingsstadt, dort haben wir ein großes Stück von unserem Herzen hinterlassen.

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