Balladen- immer noch lesenswert?
immer wieder neugierig sein
Oldenburg / Etzhorn
Am 27. Juni hatten wir zu einer Autorinnen-Lesung in die Grundschule Etzhorn eingeladen. Balladen sollten den Zuhörern vorgetragen werden, etwas außergewöhnlich, doch mit Siegrid Schwengber und Monika Remmert hatten wir zwei wunderbare Persönlichkeiten gefunden, die es verstanden, durch Mimik und Sprache diese Geschichten zu erzählen. Der Leseraum erstrahlte in einem anheimelnden Ambiente, Kerzenlicht und Tücher taten ihr Übriges.
Balladen wurden Ende des 18. Jahrhunderts u.a. von unseren großen Dichtern Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller, Theodor Fontane aufgeschrieben. Nach wie vor sind die Geschichten aktuell, die Sprachweise hat sich sicherlich verändert. Viele Zitate benutzen wir noch heute und denken gar nicht daran, sie in diesen Balladen zu finden.
"Der Erlkönig" von Johann Wolfgang von Goethe, geschrieben 1782
das Zitat -Wer reitet so spät durch Nacht und Wind, es ist der Vater mit seinem Kind-
(Frau Remmert las diese Ballade ein weiteres Mal in ihrem Sächsischen Dialekt, es war köstlich).
"Das Trauerspiel von Afghanistan" von Theodor Fontane, geschrieben 1859
-Der Schnee leis stäubend vom Himmel fällt, ein Reiter vor Dschellaalabad hält.
"Wer da!" ein britischer Reitersmann, bringe Botschaft aus Afghanistan...
"Frau Kaludrigkeit" von Kurt Tucholski, geschrieben 1935
-da sprach der Landrat unter Stöhnen "Könnten sie sich an meinen Körper gewöhnen?
Und es sagte ihm Frau Kaludrigkeit "Vielleicht, vielleicht!"
Er wurde ihr hörig, träumte des Nachts von ihr und begann laut zu sprechen.
So ging es eine Weile, aber er lernte in Minutenfrist,
dass nicht jede Erfüllung, Erfüllung ist.
Alle Balladen können in die heutige Zeit interpretiert werden. Liebe und Leid gab es damals und es gibt sie heute.
Leider hat das gute Wetter die Besucherzahl in Grenzen gehalten. Aber wir Zuhörer haben diese Lesung genossen und manche Erinnerungen aus unserer Schulzeit tauchten auf. Zitate, längst vergessen, konnten wir ohne Probleme aufsagen. "Halb zog sie ihn, halb sank er hin, und ward nicht mehr gesehn, -ein Zitat von J.W. von Goethe aus "Der Fischer".
Es war ein interessanter Nachmittag mit bemerkenswerten Balladen, sie waren anregend und wissenswert.
Balladen jederzeit wieder, ein köstlicher Genuss.
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