Sonntag, 30. Dezember 2018, 15:07 Uhr
Berge und Meer

Auf einer Finca in den Bergen

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Ganze zwei Monate verbrachten wir auf einer Finka in den Bergen von Gran Canaria und es hat sich seitdem s o v i e l verändert, denn vor über 20 Jahren war alles noch ganz anders, ohne Handy und Smartphone, ohne Internet und nicht immer gab es einen Fernseher.

Oldenburg / Ammerland Zwei volle Monate verbrachten wir im tiefsten Herzen Gran Canarias, im "B a r a n c o  
T i r a j a n a", 
in der Nähe des Ortes Santa Lucia, und wir schrieben das Jahr  1 9 9 7.

Barranco heißt Tal oder Schlucht und Tirajana wird das ganze Gebiet um Santa Lucia genannt;
dieser Name stammt noch aus der Zeit der Höhlenbewohner und seine Bedeutung ist in der Reiseliteratur über Gran Canaria genauestens beschrieben.
Ursprung unserer Langzeitreise war eine Begegnung aus früheren Jahren auf Gran Canaria. Wir machten die Bekanntschaft des "Deutschen", Axel Scholtz, der seit 17 Jahren Finkabesitzer in den Bergen Gran Canarias ist. Seit seinem 11. Lebensjahr aber ist sein

Hauptberuf "Schauspieler", zu dem auch eine Ausbildung als
Kameramann zählt. Während dieser Schauspieler - Laufbahn hat er in den Anfangsjahren neben Harald Juhnke und anderen gearbeitet, hat synchronisiert, Theater-, Film - und Fernsehrollen besetzt.Damals hatte  er neben seinen "Rollen" auch hin und wieder auf den Canaren Auftritte im Theaterbereich.
Er selbst zählt sich nicht zu den Prominenten, durchaus aber zu den bekannten Künstlern der Branche.
Prominent dagegen sind seine engsten Freunde wie Senta Berger und ihr Ehemann, Dr. Michael Verhoeven, wobei "die Senta" aus München keinen Ehrentag ihres Freundes Axel vergißt und auf der Finka anruft, wie auch Anfang März zu seinem Geburtstag,1997,  als wir gerade da oben waren.

Prominent sind auch diejenigen, die mal immer wieder auf einen Sprung in die "Casa Axel" kommen und sein Gästebuch mit schönen, begeisterten Anmerkungen bereichern.

Auch wir waren hier seine Gäste, in dem kleinen Ort "Ingenio de Santa Lucia", wo die Bewohner und Gäste ihre Autos aus Platzmangel schon am Ortseingang parken und den Rest des Weges zu Fuß gehen müssen. Gleichwohl handhaben es auch die dreimal in der Woche aus dem Süden der INSEL auftauchenden "Jeep-Safari - Leute", die sich
auf ihrem Ausflug in die Berge "Flora's Lädchen", dem einzigen im Dorf übrigens, zum Ziel machen, um hier den für das Barranco so berühmten Honigrum zu probieren und vielleicht auch zu kaufen? Was man wohl auch von der Safari-Mannschaft erwartet.Übrigens: Die Bewohner aus der Umgebung, die zu Flora einkaufen gehen, die rufen erst mal lauthals "Flora" in den Garten und dann ist sie bereit, um ihre Verkäuferfunktion auszuüben.
Alle Grundnahrungsmittel sind in Floras Laden zu haben, aber ansonsten bietet das 2 km entfernte Santa Lucia so ziemlich alles, was man zum täglichen Leben benötigt. Wir liebten das frische Brot,das uns auf Klingelzeichen an der Haupstrasse von der Bäckerei frisch aus der Backstube verkauft wird:
Bäckereien haben hier ihre festen Abnehmer und funktionieren nicht
wie die vertrauten Deutschen Läden, hier in Santa Lucia ist das jedenfalls alles anders.

Aber sollten dennoch Wünsche auf frischen Fisch oder andere Besonderheiten laut werden, dann macht man sich halt auf in den Süden und verbindet die Fahrt gleichzeitig damit, die Sehnsucht zum Meer zu stillen und alte Bekannte und Freunde zu besuchen.

So machten wir es hin und wieder auch und fuhren die ca. 35 km lange Wegstrecke über atemberaubende Serpentinen und dennoch berauschenden Panoramablicken - manchmal bis hin zum Meer - in fast einer ganzen
Stunde.Oder bis runter nach San Fernando, dem Einkaufszentrum der Canarios in der Nähe von Playa del Ingles, wo es unter anderem hervorragenden Fisch zu kaufen gibt.
Auch auf der Rückfahrt hatten wir noch Gelegenheit manche
prähistorische Stätte, wie die "Grande Fortaleza”, ein Fels-Memorial namens Ansite-Felsen in Guriete , näher in Augenschein zu nehmen.
Der Sage nach ist dies der Felsen, von dem aus sich die letzten Guanchen, die sich nicht der Vorherrschaft der Spanier ausliefern wollten, in den Freitod stürzten.

"Zu Hause" heil wieder angekommen, hatten wir natürlich viele Fragen über Land und Leute mitgebracht.
In der großen Finkaküche, deren Höhe ca. 6 m mißt, beantwortete "Axel" unsere Fragen und erzählte auch von dem Finkaleben und seinen
Erlebnissen in anderen Teilen der Erde. Bei seiner selbst-gemachten "Pizza mit Meeresfrüchten" erfuhren wir eine Menge über Gewohnheiten und Bräuche und die canarische Mentalität. Axel lebte damals  schon einige Monate ohne seine Partnerin auf der Finka, da sie beruflich
in Berlin nicht abkömmlich ist, aber tägliche Telefonate informierten sie überalles.

WhatsApp und andere Medien, davon kannte keiner etwas hier oben, aber auch sonst war das Internet nicht wirklich ein Thema, nur sehr sehr wenige waren damit vertraut.Der prächtige Garten mit unzähligen Blumen und den Zitronen- und Apfelsinenbäumen und anderen Gewächsen gediehen unter spezieller  Pflege von Axel und trieben immer noch mehr Blüten. Ungefähr 8 Hunde und 4
Katzen tummelten sich auf der Finka, ca. 35 Kanarienvögel und ebensoviele Hühner, unter denen einige exotische Exemplare sogar grüne Eier legten. Zusammen mit einer Hausangestellten wurden die Tiere versorgt.

"Der Axel" setzte sich in beachtlicher Form für den Tierschutz auf der Insel ein und damals war nicht so klar, was er mehr liebte,  seine 5000-qm-große Finka, seine Tiere oder seinen Job als Schauspieler, der fast monatlich seinen Einsatz in Deutschlands Filmstudios forderte, auch in seinem fortgeschrittenen Alter von über 60 Jahren damals. Selbst heute sieht man ihn noch in einigen Rollen immer mal wieder als alten Fischer oder in ähnlichen Figuren im Deutschen Fernsehen.

Als wir uns nach einem interessanten Tag Abends trennten, da sah man ganz oft den Vollmond, ein
sicheres Zeichen für die Canarios, daß der Winter zu Ende und kein Regen mehr zu erwarten ist, die Tagestemperaturen lagen auch da oben immer zwischen 25 und 27 Grad.

Das Barranco bot Natur ohne Ende, blühende Mandelbäume, nicht zu zählende Kakteen, Apfelsinen- , Zitronen- und Drachenblume sowie Pflanzen jeder Art und Farbe.
Natur- und heimatverbunden lieben auch die Canarios aus den umliegenden Städten wie Las Palmas, Vecindario usw., das Barranco.Das war damals so und wird heute auch noch so sein.

Sie kommen an den Wochenenden mit "Kind und Kegel" und einem Musikinstrument und richten sich hier im Tal einen Platz ein, um gemeinsam kanarische Volkslieder zu singen und um zu plaudern, zu essen und einfach zu relaxen im Sonnenschein.

Auch wenn um 4 Uhr morgens ein voreiliger Hahn schon mal kräftig krähte, dann war es dennoch fast ein Geschenk der Natur, denn bei offenem Fenster hörte man den langsam erwachenden Morgen mit so vielen Stimmen und zärtlichen Tönen, dem langsam anschwellenden Rhythmus eines Tages hier im Tal.

Die umliegenden Dörfer reihen sich idyllisch wie kleine Gebilde am Berghang aneinander, wenn man sie aus der Ferne betrachtet und fast zerstörerisch gesellt sich die gigantische Radaranlage der
Raumfahrbehörde "NASA" zur Weltraumuberwachung dazu, auf dem höchsten Berg Gran Canarias, dem Pozo de la Nieves mit 1.949 m Höhe,
ca. 30 km Wegstrecke von unserem Domizil entfernt.

Wenn die Kirchturmuhr der weißen Kirche von Santa Lucia das Ende der Siesta - Zeit angab dann fuhren  wir mit dem "Artista Axel" - wie
er hier oben genannt wurde- ins Dörfchen, um unsere Besorgungen zu machen.

Jeder hier kannte den Axel und seine "Casa" und allein das Auftauchen seines nicht mehr ganz neuen "mobilen Gefährtes" brachte  eine gewisse Unruhe mit sich.
Wenn man von Axel seinen Freunden vorgestellt worden ist, dann weiß  man danach ganz bestimmt in ganz   Santa Lucia wer man und wo man herkomm. Und so waren auch wir ziemlich schnell in ein
normales Alltags- Bild integriert, in die Bergwelt-Indylle des Barranco-Tiraja

Als dann nach fast 2 Monaten der Tag des Abschieds sehr bald nahte,

hatten auch wir Gelegenheit ein Andenken an uns im Gästebuch von

"Artista Axel" zurückzulassen:

Die Bergwelt, dieses Großrevier,

hat Platz für alle - Mensch und Tier-.

Die Tage sonnig, voll Natur,

es fehlt kein Zeitmaß, keine Uhr.

Im "CASA AXEL" lebten wir,

wir waren wirklich gerne hier,

kein Stern blieb uns des Nachts verborgen,

wir schliefen ein, ganz ohne Sorgen. 

Die Tiere wuchsen uns ans Herz,

von Februar bis Ende März.

Ein Futternapf gefüllt mit Liebe,

das gibt der Menschenfreundschaft Triebe


Adios kleine Hundemeute,

adios alle netten Leute.

Wenn Gott es will sehn' wir es wieder,

das Tal der Sonne und seine Lieder.

 -   Als wir vor Kurzem die Finca noch einmal besuchten, da tauchten wir wieder mal ein in eine sonntägliche Stille, nur unterbrochen von den Lauten der Ziegen und der Hunde. Genauso wie vor 20 Jahren bot man uns einen Parkplatz vorne am Ortseingang an und ebenso vertraut war auch der Laden von Flora. Alles schien wie immer, nur Axel war inzwischen auf Mallorca ansässig und seine damalige Lebensgefährtin bewirtschaftet die Finca. Axel ist immer noch mal im Fernsehen zu sehen, einige Rollen werden von ihm als alten Fischer, Hausdiener oder ähnlich besetzt - und er hat daran immer noch Freude. Der Bäckerladen von damals, der auf Klingelzeichen öffnete, der ist inzwischen zu einer stattlichen Bäckerei geworden und hat dem Fortschritt gut standhalten können. Es hat sich einiges verändert, aber noch mehr ist genauso wie früher geblieben, die Bäume voller gelber Nisperos, der blaue Himmel über dem Bergrelief (meistens jedenfalls) und das phantastische Gefühl, daß hier oben alles einfacher und leichter ist. Die Zufriedenheit der Menschen hier oben verbreitet bei allen ein Wohlfühlgefühl.Und weil man sowas gerne ganz oft erleben möchte, darum kommt man auch gerne immer wieder zurück.

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