PLATT IS COOL. Tro di wat, snak Platt!
"Well kann`t am Besten?"
Oldenburg / Rastede
Zwölf aufgeregte Mädchen und Jungen der Grundschule Etzhorn hatten sich in der Aula eingefunden, um ihre plattdeutschen Geschichten vorzutragen. Für den Plattdeutschen Lesewettbewerb hatten sie jeden Tag fleißig geübt. Es waren Kinder der dritten und vierten Jahrgänge. Gertrud Vöcking, Lehrerin an der Grundschule Etzhorn, hatte sich der nicht einfachen Aufgabe angenommen. Für diese Kinder ist die plattdeutsche Sprache eine Fremdsprache. Doch es gibt immer noch vereinzelte Familien in denen PLATT gesprochen wird. Meistens sprechen die Großeltern diese wunderbare alte Sprache und der Klang ist den Kindern vertraut. So wird ihnen die Sprache in die Wiege gelegt.
Auch mir erging es so. Vor fast 70 Jahren in Diepholz geboren, sprachen meine Eltern und die ganze Verwandtschaft PLATT miteinander. Doch als ich eingeschult wurde, sollte ich in der Schule keine Schwierigkeiten bekommen, und so wurde mit meinen Geschwistern und mir hochdeutsch gesprochen. Die Sprache wurde immer mehr verpönt - "du kommst wohl vom Land?"- hieß es, wenn man mir und mich verwechselte.
Zur damaligen Zeit machte ich mir keine weiteren Gedanken darüber, ich verstand beide Sprachen, hoch- und plattdeutsch. Sprechen konnte ich allerdings nur hochdeutsch. Doch wenn ich heute gefragt werde, was bedeutet dir Heimat, dann ist es meine plattdeutsche Heimatsprache aus meiner Kinderzeit. Sie ist so "komodig". Es ist Heimat.
Emma Brudvik war krank geworden, sie wäre mit ihrer Geschichte "De dicke fette Pannkoken" die 13 Vorleserin gewesen. Es war schade, dass sie nicht dabei sein konnte, denn auch sie hatte fleißig geübt.
Und als es nach dem plattdeutschen Begrüßungslied endlich losging, da war es in der Aula mucksmäuschen still. Es gab drei Gewinnerinnen/er in der Altersgruppe 1: Dritte Klassen und ebenso in der Altersgruppe 2: Vierte Klassen. Violetta Wankerl las die Geschichte vom "Gnadderpott un Wrangelpott", von einer mürrische bösen Person und einem Streithammel. Keiner gönnte dem anderen die Früchte des Apfelbaumes. Es war gut gelesen. Mit der Geschichte "De Voss un de Höhner" machte uns Fynn-Luca Marcks neugierig. Es ging um den Fuchs, die Hühner und den Jagdhund.
Von der Jury (zu der auch ich gehörte) wurden in der Altersgruppe 1: Dritte Klassen folgende Gewinner ernannt, es sind: Fiona Kaiser mit ihrer Geschichte "Pannkoken eaten", Simon Hemmieoltmanns mit "Mien Geburtsdagsgeschenk" und Pia Hilbers mit "Pilzmahltied". In der Altersgruppe 2: Vierte Klassen wurden Mette Oetken "un denn maakt dat bumm!", Lasse Rösner mit "Max lehrt dat Reken un de Henn geiht koppheister" und Leah Ohlrogge mit ihrer Geschichte "Pippi geiht na School" ausgezeichnet. Diese sechs Kinder werden beim Oldenburger Stadtentscheid erneut vorlesen dürfen.
Es wurde die gute Aussprache, die Lesetechnik, das Textverständnis, die Sinnerfassung und Betonung bewertet. Und ich kann nur sagen, es war nicht einfach! Die plattdeutsche Sprache ist für diese Kinder doch eine Fremdsprache. Dann alleine auf der Bühne zu sitzen und von den vielen vielen Menschen begutachtet und angestarrt zu werden. Immer wieder der Gedanke, hoffentlich kann ich alle Wörter richtig aussprechen.
Wir haben es honoriert und es uns in der Bewertung nicht leicht gemacht. Doch Frau Finger-Vosgerau, die Schulleiterin, wusste aus ihrem Schulalltag, es ist wichtig dabei zu sein und mitzumachen und sie überreichte an alle Kinder ein Geschenk.
Die PLATTDEUTSCHE SPRACHE darf nicht verloren gehen. Wenn ihr Kinder es schafft sie zu sprechen, sie zu pflegen und zu bewahren, dann wird diese Sprache auch für euch irgendwann einmal HEIMAT bedeuten.
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