Sonntag, 07. Juli 2013, 17:15 Uhr
Reisen

Ein Tag auf Borkum

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Ein wunderschöner sonniger Tag machte die Insel noch anziehender und liebenswerter.  Das hatten wir am frühen Morgen nicht wirklich erwarten können.

Oldenburg Von Eemshaven aus sollte es losgehen, besser oder konkret gesagt,  von Beatrixhaven, denn so heißt dieser Hafen-Abschnitt, von wo aus die Fahrgastschiffe nach Borkum auslaufen - schon seit 2008.Königin Beatrix selbst hat ihn eingeweiht.

Eemshaven war uns noch von früher, aus den 80er Jahren bekannt. Damals gab es die sogenannten Butterfahrten und man glaubte noch, daß man auf diesen Fahrten zu absoluten Schnäppchenpreisen hochwertige Waren einkaufen könne. Ob dem so war, das mußte letztendlich jeder für sich selbst entscheiden.

Für uns stellte sich nach der ersten  „Neugier-Fahrt“ schon heraus, daß diese Art der günstigen Einkäufe für uns viel zu  umständlich war  und so sahen wir Eemshaven erst jetzt bewußt wieder.

Ach ja, der Niederländer nimmt es übel, wenn wir Deutschen wieder mal „Ems“-Haven sagen , natürlich, man spricht es  langgezogen mit 2 Ee’s!

Wir erreichten d i e    niederländische   Hafen-Metropole schlechthin nach gut 1,5 Stunden Fahrzeit ab Oldenburg. Von  Freunden hatten wir uns überzeugen lassen, daß diese Strecke wesentlich günstiger ist, weil Borkum natürlich dichter dran ist, an Eemshaven als an Emden.

Wir hatten also einen kleinen überschaulichen Hafen in Erinnerung und jetzt lag das  gigantische Areal mit riesigen Lager- und Umschlaghallen vor uns und hätten  keine Hinweisschilder den rechten Weg vorgegeben, man hätte sich  verfahren können bei der Suche nach dem Borkum-Abfahrtsterminal

Von  den großen Kreuzfahrtschiffen hört man schon oftmals, sie werden üblicherweise   von Papenburg aus durch die Ems hierher gebracht  mit viel „Drumrum“ für Schaulustige und hier in Eemshaven bekommen  sie dann den abschließenden Komfort in der Kategorie „Ausstattung“.

 Daß aber Eemshaven so groß geworden und eigentlich in relativ kurzer Zeit so gewachsen war,  das übrerraschte uns an diesem 05. Juli 2013 schon sehr.

Der Terminal für die Borkum-Touristen hielt zwar nicht den Richtlinien einer Flughafenabfertigungshalle stand, war aber durchaus in einer Vorstufe dessen einzugliedern  und als sehr wichtiger amtlicher Ort zu sehen. Das vermittelte die geschäftige Atmosphäre, die freudige Aufgeregtheit insgesamt, so war an diesem Morgen mein Eindruck jedenfalls.

Mit den Tickets für pro Person 19 Euro verließen wir diesen Platz in Richtung Schiff, das sich als mittelmäßig ausgestattes Fahrgastschiff aus den 80iger Jahren mit umfassender Bewirtung präsentierte.

Die Borkum-Touristen hielten sich zahlenmäßig in Grenzen, aber das diesig-trübe und naßkalte Wetter lud auch nicht wirklich zum Insel-Ausflug ein.

Aus dem Grunde wollte ich eigentlich meine Jacke angezogen haben, hatte sie aber im Auto vergessen.   Dieses hatte dann zur Folge, daß es  für mich oben an Deck ohne Jacke viel zu kühl war und so blieb ich eben unten und machte meine Notizen.

Die Fähre oder das Schiff der AG Ems stampfte zielstrebig aus dem Hafen, vorbei an dem Schild mit der Aufschrift „Beatrix-Haven“  und ab ging es durch ein Stück Nordsee in Richtung Borkum.

Ich war viel zu dünn und vollkommen falsch angezogen, hoffte aber immer noch auf mehr Sonne und versuchte auf dem Smartphone eine Wettervoraussage für diesen Tag zu erwischen. Leider hatte sich mein Gerät auch kurz vor Borkum noch nicht aus NL ausgeloggt und da hatte ich mit meinem Tarif keine Chance.

Wie gesagt, kurz vor Borkum sah ich immer noch in eine graue neblige Wetterwand, den Schirm vorsichtshalber in der Tasche und eigentlich schwand die Hoffnung auf Sonne immer mehr.

Nach gut 45 Minuten Fahrzeit waren wir so gut wie angekommen und traditionellerweise benutzt man die gute alte Inselbahn, anders geht es auch nicht. Ungefähr 15 Minuten ist man mit der Bahn unterwegs.Sie hat  2 Haltestellen im Angebot  und die Fahrkosten sind im Schiffsticket enthalten .

Man wird ganz schön durchgeschaukelt auf den Holzbänken, deren nicht vorhandene Bequemlichkeit irgendwie wohl mit der nostalgischen Aufrechthaltung  der Bahn einhergeht. Die kritischen Aspekte der Bahn werden wohl von den Betreibern als „nicht zu ändern“  hingenommen , nehme ich an.

Die Inselbahn ist usus auf Borkum und das erste Mal  ist das ja auch sehr lustig.Ob es dann weitere Fahrten damit geben muß,na ja………. das kann man ja noch überdenken und es abhängig machen vom Geldbeutel und vielleicht vom Alter.

Als wir die Stadt Borkum erreichten und aus der Bahn ausstiegen, da traute  ich meinen Augen  nicht: da tat sich doch wahrhaftig der Himmel auf und die warmen Strahlen der Sonne fielen  herab auf die Insel. Just zu dem Zeitpunkt, als meine Füße den Boden  betreten hatten.

Es wurde ein richtig warmer, um nicht zu sagen, heißer Tag. Keiner  hatte damit gerechnet und jetzt war ich froh, daß meine Jacke im Auto geblieben war, ich hätte sie nur zusätzlich schleppen müssen.

 

Man hätte sich jetzt ein Fahrrad mieten oder mit der Kutsche die Insel erkunden können, aber um richtige Borkumer Besonderheiten zu entdecken kam mir der Fußmarsch effektiver vor.

Und so kamen mir dann auch viele bedeutende Hinweise auf Täfelchen , Bronzefiguren und spontan durch ein Blätterdach blinzelnde Kirchturmspitzen vor das Objektiv meiner Kamera. Auch die festgeschriebenen geschichtsträchtigen Daten, mit denen einige Häuser markiert waren, sagten mir mehr als gut recherchierte Geschichtchen aus unsicheren Quellen.

Zu Fuß war es schon perfekt . Einfach stehenbleiben und  die Nordseeluft einatmen, die übrigens nirgendwo sonst für Asthmatiker so gesund und guttuend sein  soll wie auf Borkum.

Es gab  soviele sehenswerte Motive, die sich einfach aus dem Moment heraus ergaben und dazu natürlich die festen Punkte, deren Beständigkeit sich wohlwollend auf den Tourismusbetrieb der Insel auswirkt, sprich: die Seehundbänke,  die mit dem Boot zu erreichen sind.  Natürlich kann auch ein starkes Teleobjetiv den Aufenthalt der Seehunde dort einfangen, eine Fahrt dorthin gibt allerdings eine klarere Sicht auf die Bänke und ihre Bewohner.

Ich hätte nicht geglaubt, daß sich soviel Tiere dort aufhalten und war anhand der Ankündigung für die Beobachtungsfahrt eher skeptisch.   „Im Geheimen“ muß ich mich dafür entschuldigen, daß ich geglaubt hatte, man wäre hier bestrebt viele zahlende Gäste neugierig zu machen und hätte daher die Zahl der vorhandenen Tiere etwas angeglichen. Dem ist ganz und gar nicht so. Ich habe mich selbst davon überzeugt.

Immer noch hat auch der alte Borkumer Strandkorb hier eine Monopol-Stellung, er ist viereckig und mit dem üblichen Stoff für Strandkörbe bezogen. Dieser Strandkorb, im Volksmund Strandzelt genannt,  wurde von einem Borkumer entworfen und hergestellt und die bevorzugte dynamische Form haben die Borkumer weiterleben lassen. Natürlich sind inzwischen auch die „moderneren“ Strandkörbe hier zu finden, aber so schnell werden die „alten Borkurmer“ hier nicht von der Bildfläche verschwinden, eben auch eine Tradition,  die bedeutend ist und  fortgeführt wird.Die echten Borkumer hängen an Traditionen und pflegen ihre Bräuche.

Dazu zählt auch der Verein der „Borkumer Jungs“, der seit 1830 besteht und nur unvermählte, auf Borkum geborene Männer aufnimmt. Dazu gibt es   wohl noch viel mehr zu berichten, was an dieser Stelle allerdings etwas zuviel werden würde.

Für angehende Eheleute hat Borkum einige markante Punkte  als Rahmen für das Eheversprechen hergerichtet.

Überraschend war bei unserem heutigen Inselbesuch aber dennoch der Aufsehen erregende Gang eines Brautpaares am Strand lang, mit wehendem weißen Kleid   und  stilvoll gekleidetem Gefolge    nebst unzähligen Fotografen.

Als die Gesellschaft sich später per  Pferdekutsche weiter fortbewegte gab mir der Zufall einen  kurzen Moment für ein Spontanfoto. Diesen Moment hatten mir die Pferde verschafft. Ihre Hinterlassenschaft auf der Straße muß laut Vorschrift sofort durch den Kutscher beseitigt werden und so gab es halt diesen Stop außer der Reihe.  Ein Foto, das die Außerkraftsetzung  von terminlichen Absprachen bestäigt wenn Tiere und Kinder beteiligt sind.

Der Tag ging langsam zu Ende, eine der Nordsee-Inseln hatten wir nach langer Zeit wieder einmal  besucht und einige andere sollen noch folgen wenn die Zeit es zuläßt.

Auf dem gleichen Weg ging es zurück, zuerst mit der Inselbahn zum Schiff und weiter durch die Nordsee nach Eemshaven. Wir hatten insgesamt ungefahr eine 1 Stunde für die Fahrt gebraucht und mit dem Auto ging es dann weiter nach Oldenburg, wo wir zu Hause sind.

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