Mittwoch, 29. Oktober 2014, 20:10 Uhr
So war es damals

Ein Nachmittag mit dem plattdeutschen Schriftsteller Karl-Heinz Bonk und seiner Frau Elke

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So war es damals. Erinnerungen an die Kindheit der Jahre zwischen 1940 und 1950

Oldenburg Mein wunderbares Erlebnis im Sommer mit meiner plattdeutschen Lesung "Etzhorner Geschichten" machte mich neugierig als ich in der NWZ von der Lesung des plattdeutschen Schriftstellers Karl-Heinz Bonk beim Caritas Verband im Pavillon am Scheideweg las. Er ist für mich seit Jahren der "Plattdeutsche Literat" im Oldenburger Land. Viele spannende und auch lustige Geschichten las er an dem Nachmittag vor und dann habe ich ihn am Ende der Lesung angesprochen, und wir vereinbarten ein Treffen. 
Gestern war es soweit. Es wurde ein harmonischer gemütlicher Nachmittag. Karl Heinz Bonk und seine Frau waren bei uns. Und wie es bei alten Oldenburgern so ist, stellte es sich auch noch heraus, dass Elke Bonk und mein Werner die Margaretenschule in Oldenburg besucht haben. Lehrernamen wurden aus dem Gedächtnis gekramt und so manche Gemeinsamkeit festgestellt.

Wir kamen wieder auf die "Etzhorner Geschichten" zu sprechen, und er erzählte uns von seinem Buch "Wir Kinder vom Uhlhornsweg". Erinnerungen an die Kinderzeit der beiden Brüder Bonk zwischen den Jahren 1940 und 1950 am Uhlhornsweg. Es ist anrührend diese kleinen Geschichten zu lesen. Das Radio der Marke Körting kommt hier vor und schon tauchen Bilder aus meiner Kindheit auf. Auch wir hatten Zuhause dieses Radio und oh weh, es wurde an den Knöpfen gedreht.

Die Heimkehr des Vaters. Der ältere Bruder Gerold kann sich an den Vater erinnern, Karl-Heinz ist über den neuen Mann nicht erfreut. Diese Erfahrung kennt auch mein Werner. Wie oft hat er darüber erzählt als sein Vater aus dem Kriege nach Hause kam. "Mama, der fremde Mann soll wieder weggehen". Er war sehr unglücklich, die Mutter hatte bis dahin alles geregelt- und sehr gut, nun wollte der fremde Mann das Sagen haben.

Hatte man sich als Kind einmal am Finger verletzt und es blutete, dann hieß es: Steck den Finger in den Mund. Morgen ist alles wieder gut! Ratschläge der liebenden Mutter Bonk und wenn sie ein bisschen aufgeregt war, dann sprach sie schnell und nur auf plattdeutsch.

Eines Tages, Anfang der 50er Jahre kam Opa Hollwedel, 85 Jahre alt, zu Besuch in den Uhlhornsweg. Den 7 km weiten Weg von Petersfehn war er zu Fuß gegangen. Am nächsten Tag verstarb er, er war gekommen, sich zu verabschieden. Seine letzten Worte als er sich verschiedete galten den beiden Jungs. Er strich ihnen übers Haar und auf Plattdeutsch sagte er zu ihnen: "Jungs, maakt so wieter und vergeet jo´n Opa nich so gau!"

Es werden Alltagsbilder beschrieben. Die Mütter sind in dieser Zeit die wichtigsten Personen. Sie leisten Erstaunliches und wachsen über sich selbst hinaus. Haus und Garten werden bestellt und für die Kinder sind sie zuverlässiger Pol und Halt, sie geben ihnen Liebe.

In so vielen Geschichten habe ich mein Leben wiedergefunden. Onkel und Tanten kamen unangemeldet zu Besuch, bekamen etwas zu trinken und zu essen, dass was im Keller an Vorrat war wurde aufgetischt und sie waren zufrieden. Vorher wurde noch eine "riene" eine saubere Tischdecke aufgelegt und dann wurde erzählt, man nahm sich die Zeit dafür. Heute- ist so etwas nicht mehr denkbar. Mir gefallen die plattdeutschen Passagen, es ist meine Sprache, hier bin auch ich mit aufgewachsen.
Es war ein "komodiger" Nachmittag und wenn Sie Lust haben in diese Geschichten einzutauchen, kann ich nur sagen     -bei Isensee wird Ihnen geholfen-. 

"Etzhorner Geschichten" und "Wir Kinder vom Uhlhornsweg" sind erlebte und gelebte Geschichten aus zwei Oldenburger Stadtteilen und der sie liest, wird sich in vielen Geschichten wiederfinden.

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