Morgens in Oldenburg
Meine ganz persönliche Betrachtung über meine Stadt, in der ich seit fast 15 Jahren lebe. Das Wohlfühl-Gefühl muß spontan durch meine Adern fließen, wie sagt man "Liebe auf den ersten Blick", und diese Liebe wuchs und wuchs mit Jahren, meine Stadt Oldenburg eben.
Oldenburg-Zentrum / Oldenburg-Land
Nach dem „Woher“ oder „Wohin“ konnte ich sie natürlich nicht fragen, die vielen Menschen, die mir zu Fuß oder mit dem Fahrrad auf der Nebenstraße entgegen kamen, aber ich las in ihren Gesichtern -wenn sie mir nah genug waren- über Freude, Gleichgültigkeit und Ärger.
Wortfetzen wie „Ferienwohnung“ , Events, tolle Party, drangen an mein Ohr und ich sah fast alle ohrstöpsel-behangen, permanent irgendwelchen unsichtbaren Zielpersonen zugewandt, mit denen sie scheinbar unaufschiebbare Telefonate führten. Oder aber, sie lächelten – der Wirklichkeit entrückt – über einen ihrer Lieblingssong im MP3- Player oder im mobilen Radio?
Junge Leute, die ihre Unterrichtsstätten erreichen mußten und trotzdem Zeit fanden, mir ihr nettestes Lächeln zu schenken . Dementgegen stand kurz danach ein eher riskantes Ausweichmanöver bei der Begegnung mit einem Fahrradfahrer in einem Baustellenabschnitt. Hätte der nicht doch lieber absteigen sollen, „ich hätte das gemacht“, aber was solls, der Morgen war jung und sonnig und schön konnte der Tag nur werden, wenn man die kleinen Unstimmigkeiten einfach übersehen und vielleicht sogar weglächeln konnte.
Übersehen hatte ich an diesem Vormittag nicht ganz den Bericht in der NWZ, in dem erneut über eine zugemüllte Dobbenwiese berichtet wurde. Das Bild daneben zeigte nur wenig von dem tatsächlich vorhandenen Desaster. Ich persönlich hatte eher den Eindruck daß diese Aufnahme sogar nach einer bereits vorgenommenen Teilsäuberung entstanden war. Schließlich kannte ich den Zustand der Dobbenwiese doch sehr genau, um nicht zu sagen „erschreckend genau“ von meinen Rundgängen, die mich j e d e n Morgen dort vorbeiführen.
Sogar das Büro des Oberbürgermeisters hatte ich vor Monaten schon kontaktiert mit genau solchen Bildern, die das wahre Chaos nach den nächtlichen Partys zeigten. Von dort kam dann auch die wohltuende Zusage, daß es a n d e r s werden sollte. Nach einigen Tagen schien mein Aufbegehren Früchte zu tragen, es wurde wirklich wesentlich besser in der Folgezeit. Man hatte also veranlaßt, daß Kontrollen verstärkt durchgeführt wurden und Abfallbeseitigungen funktionierten schon früh am Morgen.
Eine kurze Zeit ging es gut, dann war wieder alles auf dem alten Level und teilweise noch schlimmer als vorher.
Ich habe es jedenfalls versucht, dachte ich mir und werde wieder mal eine Sache zu den Akten legen müssen, die sich nur in einer großen Gemeinschaft regeln läßt; aber die spielt einfach nicht mit.
Aber auch diese Gedanken lasse ich hinter mir, an diesem schönen Sommermorgen, dessen Umgebungslaute sich mit den fortschreitenden Stunden ändern, der ansteigende Verkehrslärm, die Gruppe juchzender Kleinkinder, die mit ihrer Betreuerin im Bollerwagen unterwegs ist und allesamt tragen die Kleinen ihre gelben Kopfbedeckungen irgendwie richtig stolz umher.
Auf dem nahen Gewässer legen die ersten Seerosen ihre wunderschönen Blüten aufs Wasser und in den Gärten scheinen vereinzelte Rosen ganz besondere Düfte zu erzeugen. Der Geruch zieht mir in die Nase, angenehm und lieblich.
Langsam aber wird es hektischer, jeder will schnell noch seine To-do-Liste abarbeiten bis zur Mittagszeit. Der Straßenlärm schwillt an, die schrillen Töne der Martinshörner von Krankenwagen und Feuerwehren sind jetzt mit nur kurzen Unterbrechungen präsent im Lärm der Straße. Woher der Geruch von Speisen und Gebratenem kommt kann ich nicht genau sagen, Mittagszeit eben und es riecht nicht so als ob in Oldenburg nur Vegetarier beheimatet wären.
Es ist schon interessant was man alles so mitbekommt wenn man ohne die bereits erwähnten Ohrstöpsel unterwegs ist. Jetzt gegen Mittag sprechen auch die Passanten eine andere Sprache als noch am frühen Morgen. Inzwischen redet man von guten Restaurants, die angesagtesten Outfits und was mir noch auffiel: Gespräche über Elektronics sind deutlich gesunken. Man spricht wohl nicht mehr soviel darüber weil sich inzwischen jeder mit genügend technischen Geräten eingedeckt hat, also nutzt man die Geräte mehr und spricht weniger darüber. Ist doch irgendwie logisch, oder?
Das Gesicht der Stadt ändert sich zusehends; leerstehende Ladenlokale sind mir nicht sonderlich sympathisch, sie verbreiten ein „Gähnen“ um ihren Standort und Gott sei Dank währen solche Leersteh-Phasen ja auch immer nicht lange an, meistens nicht. Neue Geschäfte, neue Dekorationen, alles trägt zum guten Aussehen bei. Wenn sich auch ganz viele Kritikpunkte ergeben, die mir immer wieder unangenehm ins Auge fallen, trotzdem kann ich mich auf die Schönheiten der Stadt ganz gut konzentrieren und sehe immer wieder in die offenen Augen einer Kleinstadt, deren Name doch schon über einen relativ hohen Bekanntheitsgrad verfügt: Oldenburg an der Hunte.
Wer hier lebt, der erzählt gerne und mit Stolz von seiner Stadt, von den kulturellen Angeboten und der blühenden Welt in den Gärten und Ausstellungen.
Deshalb kommen so viele Gäste in unsere Stadt, um die schönsten Plätze, die angesagtesten Veranstaltungen und vor allem die Menschen zu besuchen, denen man ansieht, daß sie bodenständig und fröhlich und für alles Neue offen sind.
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