Donnerstag, 27. Dezember 2018, 12:47 Uhr
Weihnachtserinnerungen

Tradition, sich erinnern, sich wohlfühlen

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Weihnachten 2018

Oldenburg / Rastede Heiligabend, ein Abend mit vielen Gefühlen, ein Abend der schon immer der Familie gehörte. Zusammensein im großen Familienkreis, gemeinsam gegessen und gelacht, Geschenke verteilt, Lieder gesungen und am späten Abend in die Kirche gegangen, um wieder zur Ruhe zu kommen. So war es vor einigen Jahrzehnten als meine Tochter Steffi noch klein war und die ganze Familie sich bei uns in Donnerschwee eingefunden hatte. 

Es hat sich nicht viel geändert. Nur für mich ist es einfacher geworden, Steffi und Thomas sind seit einigen Jahren die Gastgeber. Werner hat es noch erlebt, dass unsere Familientradition weitergegeben wurde. Etwas verändert, doch genau so schön.

Mein Schwiegersohn Thomas ist der Chef in der Küche und er hat uns in diesem Jahr mit seiner Kochkunst verzaubert. Sechs Gänge, wow. Sensationell. Rührei mit Forellenkaviar als Gruß aus der Küche, Rindsboullion mit Gemüseeinlage, ein Hauch grüner Pfeffer als Anreiz für die Geschmacksnerven, Rindertatar mit Trüffelmajonaise, Lachs in Gin eingelegt auf Lingnine mit Fenchel, Rinderroulade, Rotkohl und einem Portiönchen Kartoffelstampf und als Abschluss ein Birnensorbet mit Joghurt-Sahne. Wow, wow, wow. Einfach Spitze.

Natürlich sind für die "niedrigen" Dienste immer mal wieder "Hilfskräfte" in der Küche entschwunden, doch wir anderen erinnerten uns an die Weihnachten als wir noch Kinder waren. Steffi bekam ein Rosetten-Meerschweinchen und war so aufgeregt, dass sie Fieber verspürte. Antje zeigte zu viel Neugierde und fand die Geschenke schon vor der Bescherung. Eine wunderschöne kleine Kinderküche war unter den Geschenken. Natürlich durfte sie sich nicht verraten und hatte ein furchtbar schlechtes Gewissen. Am Heiligabend lagen alle  Geschenke unter dem Tannenbaum, nur die Küche fehlte. Und in ihrer Enttäuschung wollte sie natürlich wissen wo die Küche sei- und prompt hatte sie sich verraten und zugegeben, dass sie sehr neugierig gewesen war.

Walter erzählte, dass er als kleiner Junge Weihnachtsbäume verkauft habe. Als Lohn bekam er am Heiligabend einen Tannenbaum geschenkt. Zuhause wurde er geschmückt, die Kerzen wurden angezündet, doch dieser Baum war bereits so trocken, dass ein Windhauch genügte und er in Flammen stand. Es wurde nicht lange gefackelt, die Wohnzimmergardinen wurden schnellstens zur Seite gezogen und der Tannenbaum mitsamt Ständer und Kugeln aus dem Fenster geworfen. Der "schöne" Baum, der Traum von einem gemütlichen Weihnachten war dahin. Es war 1949, keine Möglichkeit und kein Geld, um einen neuen Weihnachtsbaum zu besorgen.

Walter wollte seiner Lucie eine besondere Freude machen und schenkte ihr einen Nähkasten (meine Generation erinnert sich sicherlich noch: diesen konnte man auseinanderziehen). Doch Lucie fand dieses Geschenk nicht sehr berauschend.

Peter erinnerte sich an einen sehr schweren Weihnachtsbaum. In jungen Jahren kam er mit seinen Kumpels nach einer Zechtour auf die Idee in den Forst zu gehen und dort einen Tannen-baum zu fällen, ihn zu stehlen. Alles klappte bestens, der Baum kippte zur richtigen Seite und er musste nur noch transportiert werden. Doch sie hatten es sich einfacher vorgestellt, den sieben Meter hohen Baum aus dem Forst zu stehlen und ihn abzutransportieren. Er wurde immer schwerer und schwerer. Keine Kraft mehr in den Armen, verloren sie auch noch die Richtung des Weges aus den Augen. Schweiß überströmt gaben sie auf und ließen den Baum, den wunderschönen Weihnachtsbaum, im Forst zurück.

30 Jahre war Peter als er von seinem Vater eine besondere Uhr geschenkt bekam. Er trägt sie noch heute- ein Vermächtnis seines Vaters.  

Mein Werner, Steffis Vater, hat auf dem Friedhof an der St. Ulrichs-Kirche seine letzte Ruhestätte gefunden. Und auch hier ist es uns zu einem Bedürfnis geworden vor dem ganzen Rummel  ge-meinsam das Grab aufzusuchen. Lucie hat dann ihren aufgesetzten Johannisbeer-Likör dabei. Acht Familienmitglieder stoßen gemeinsam mit Werner an und trinken auf das Leben. Werners Glas steht dort wo die Urne ist und Steffi erzählte, dass im letzten Jahr das Glas geleert war. Mal sehen, ob sich in diesem Jahr wieder ein Abnehmer finden wird. 

Die junge Generation, unsere Enkelkinder, können sich an keine besonderen Erlebnisse erinnern. Natürlich waren es immer besondere und heiß ersehnte Wünsche. Doch sie leben in einer Zeit wo sie erfüllt wurden und werden.

Für Werner und mich gehörten die Weihnachtsurlaube in den Bergen, als die Enkelkinder noch klein waren, zu den wunderbarsten Weihnachtserlebnissen. Gemeinsam verbrachten wir viele Stunden im Schnee, in einer Landschaft zum Träumen.

Mal sehen welche Erinnerungen uns 2019 in Träumen bringen!

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