Freitag, 06. Juni 2014, 15:45 Uhr
Klauhörn

Licht und Schatten, vergangene Zeiten!

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Mir fällt soviel ein wenn es darum geht, meine Erzählungen bezüglich meiner Zeit in Klauhörn weiterzuführen.Ein 2. Teil , wenn man so will, eine Fortsetzung:

Oldenburg
Es gibt sicher auch von vielen Begebenheiten Erzählungen aus anderer Sicht. Dinge, die alle anderen im Dorf vielleicht genauso erlebt haben wie ich, sie aber mit einem Augenzwinkern oder aus einem ganz anderem Blickwinkel aufgenommen haben, sodaß meine Wahrnehmungen ganz alleine meine Sicht widerspiegeln und  wozu es natürlich auch keine Parallelen gibt.

Ich bin eigentlich nicht so ganz informiert was die erste feste Straße im Ort anbelangt, dafür bin ich ein paar Jahre zu spät auf die Welt gekommen; aber durch die Erzählungen und die Bilder meiner Mutter habe ich darüber viel erfahren.

-Unterstützt von vielen freiwilligen Helfern aus der Dorfgemeinschaft bekam Klauhörn Anfang der 50er Jahre die erste befestigte Dorfstraße-, sie ersetzte einen breiten Sandweg mit einem nebenher- laufenden schmaleren Streifen für Radfahrer.

Man war mächtig stolz auf die neue Straße, die mit großen Girlanden und kernigen Sprüchen darauf, eingeweiht wurde. Alles, was die Dorfgemeinschaft zu feiern hatte, Erfolge und andere Feierlichkeiten, bei denen das ganze Dorf dabei sein konnte, wurden fast ausschließlich auf dem Hof von F. Deppe veranstaltet.Der Hof lag ungefähr auf der Mitte der Eichenstraße und  war sozusagen  ein Vorreiter des später errichteten Dorfgemeinschaftshauses  .

Eine schwarze Asphaltdecke bekam die Eichenstraße erst später, ungefähr Ende der 50er Jahre und das war schon für alle ein grandioser Fortschritt. Asphalt oder Teer, was auch immer es war, in heißen Sommertagen mußte man schon aufpassen, daß man bei hohen Temperaturen nicht unmittelbar mit dem weichwerdendem  Teer der Straße in Berühung kam, sonst half nur noch Hochprozentiges oder Terpentin die schwarzen Stellen von den Schuhen oder der Haut zu entfernen. Da ich mal ganz böse vom Fahrrad gefallen bin, weiß ich ganz  genau wovon ich rede.

Die vorwiegend landwirschaftlichen Betriebe lagen alle entlang dieser Eichenstraße und an der Milchstraße „im Moor“. Natürlich war die Eichenstraße gesäumt von Eichen und die damals wie heute „anmutige Allee“ wurde auch aufgrund  des  Mehraufkommens  in der Autoindustrie und der inzwischen gut befahrbaren glatten Straße mehr und mehr als Durchgangsstraße nach Westerstede genutzt.

Die Landwirtschaft aber war immer noch hart und schweißtreibend. Ich sehe sie noch vor mir, die rosafarbene alte Dreschmaschine , auf denen Männer und Frauen die zuvor bearbeiteten Roggen und Hafergebinde zu Korn verarbeiteten. Das wiederum bekamen bevorzugte Bäckereien  in Apen oder Augustfehn II. Der Erlös wurde mit Gutscheinen für ein Brotkontingent ausgehandelt. Es war so staubig auf dieser Dreschmaschine und ich weiß aus Erzählungen, daß die Halstücher , die mich damals erstaunten, zum Abhalten des staubigen Schweißes getragen wurden.

Das Land um Klauhörn war nicht wirklich fruchtbar, es war eher ein sandiger Boden, der nur mit sehr viel Arbeit und genausoviel Düngemitteln den Anbau  von Küchenkräutern und Gemüse zuließ.

Den benötigten Ertrag zum Lebensunterhalt für eine ganze Familie ließ kaum einer der hiesigen Betriebe zu, viele Familienväter nahmen eine Arbeit in nahegelegenen Werken auf, um das Einkommen zu sichern. Allein mit der Landwirtschaft konnte das kaum einer erreichen.

Am Ende der Eichenstraße, kurz vor dem Übergang in das Dorf Ihorst, wohnte mein Schulfreund Walter, mit dem ich nach meiner Grundschule mit dem Fahrrad nach Augustfehn zur Mittelschule fuhr. Wir beide waren derzeitig die Einzigsten aus dem Dorf und somit fuhren wir meistens zusammen den Weg, damit wurde es kurzweiliger und meistens auch sehr fröhlich.

Neben dem Elternhaus von Walter führte ein Sandweg, zu dem wir „Moorweg“ sagten, quer durch das Moor nach Apen.

Brombeersträucher und wilde Apfelbäume säumten diesen unebenen Sandweg, der idyllisch und im Sommer Staubsand-aufwirbelnd fast nur Fußgänger und Ackerwagen zuließ. An der Hand meines Großvaters, der sowieso nie Radfahren gelernt hatte, ging ich als kleines 5-jähriges Mädchen diesen Weg ganz oft und auch später noch ab und zu mal, wenn die Zeit nicht drängte.Das Weiterkommen mit dem Fahrrad oder auch zu Fuß  war viel zu beschwerlich um die eigentliche Kürze der Wegstrecke als Zeiteinsparung  nutzen zu können. Mit meinem Großvater zusammen gab es öfter mal einen Stop bei dem vorerst einzigem Hof an diesem Weg, deren Besitzer –Opa- natürlich kannte und die uns Schutz boten, wenn uns ein Gewitter überrascht hatte.

Mein Wunsch ist erst viel später, irgendwann in den 70er Jahren, als ich die Dorfgemeinschaft schon lange verlassen hatte, in Erfüllung gegangen, es wurde eine Asphaltstraße aus unserem alten Moorweg und die Verbindung nach Apen war für viele Radfahrer aus Klauhörn eine spürbare Erleichterung bei ihren Einkäufen, da im Ort selbst ja immer noch kein Lebensmittelladen existierte.Heute heißt dieser Weg -Am Mühlenbach- und ich wünschte, es hätte ihn früher in dieser Beschaffenheit schon gegeben.

Licht und Schatten gab es früher und gibt es heute,  auf den Wegen und Straßen , die durch das Dorf führten und natürlich auch im Dorfleben selbst.

Das Leuchten und das Licht beschreibt eine enge Zusammengehörigkeit, das -Für – einander – da – sein- ,ohne einen finanziellen oder emotionalen Hintergrund.

Auf der Schattenseite lag für mich das unermüdliche Bestreben nach Fortschritt und nach Besonderem, ohne  eine wirkliche  Chance zu haben in der damaligen Zeit, aber das geduldige Warten hat sich wohl auch für diesen kleinen Ort Klauhörn gelohnt ,genauso wie für viele andere Orte in der Gemeinde Apen auch.

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