Donnerstag, 02. März 2017, 15:59 Uhr
Plattdeutsch

Sie sprachen mit Sicherheit Plattdeutsch

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Von einer Mühle, von Vorfahren in Ostfriesland sowie von Südgeorgsfehn und anderen ostfriesischen Orten ist die Rede.

Oldenburg / Apen / Oldenburg Land
Als sich die Flügel der neuen Mühle in Südgeorgsfehn zu drehen begannen schrieb man das Jahr 1907.

Der Mühlenbauer Alfons Goldenstein hatte in diesem Jahr die Mühle fertiggestellt, die fortan für den Müller und seine Bedienstete den Lebensunterhalt sichern und den Bauern bei ihrer Korn und Weizenbearbeitung behilflich sein sollte. Unweit der ostfriesisch/ammerländischen Grenze wurde die Mühle ein wichtiger Baustein im Leben des bäuerlichen Personenkreises.

Die Südgeorgsfehner Straße führte aus Augustfehn heraus in die Richtung Hollen/ Remels und für mich bestand als Kind keine Veranlassung in diese Richtung zu fahren, da ich meistens die parallelverlaufende Stahlwerkstraße für meinen Heimweg von der Schule nutzte.

Trotzdem befuhr ich sie einmal als eine Schulkameradin mich zu sich nach Hause einlud. Sie wohnte mit ihren Eltern in Südgeorgsfehn in einem  Wohnhaus neben der dortigen Mühle, die ich an diesem Tag auch kennenlernen durfte. Die Mühle war inzwischen in den Besitz der Raiffeisengenossenschaft übergegangen  und wurde von dieser weiter bewirtschaftet.
Damals wäre es mir nie in den Sinn gekommen, dass ausgerechnet diese Mühle bei meiner Ahnenforschung eine Rolle spielen sollte. Der Großvater meines Ehemannes hatte in der Südgeorgsfehner Mühle eine Arbeitsstelle als Müller (vielleicht Müller-Knecht) innegehabt und eine dort beschäftigte Magd geheiratet. Die Familie der jungen Frau war in Südgeorgsfehn und der Umgebung zu Hause. Einige waren sogar nach Amerika ausgewandert.

Unsere Vorfahren aber zogen nach Oldenburg und bauten sich dort eine Existenz auf.
Neulich, es ist erst ein paar Wochen her, nahm ich mir vor, den Friedhof in Südgeorgsfehn zu besuchen, um die Namen mit meiner Liste zu vergleichen. Es waren so unsagbar viele, alle schienen irgendwie miteinander verwandt zu sein. In meiner Ahnenliste habe ich viele dieser Namen gefunden, konnte sogar mit Hilfe der Inschriften Geburts- und Todesdaten berichtigen und ergänzen.

Als waschechte Ammerländerin aus der Gemeinde Apen habe ich natürlich auch unter m e i n e n Ahnen viele im ostfriesischen Raum wiedergefunden, fast alle sogar. Dabei habe ich dann feststellen können, dass Vorfahren aus urendlich entfernten Vorjahren mal in Hollen beheimatet waren. Gleichzeitig tauchte die Jahreszahl und der Ort Hollen in der Ahnentafel meines Mannes auf, dessen Nachname schon auf eine ostfriesische Herkunft hinweist und aufgrund der Ahnenforschung erwiesen ist. Somit wurde immer deutlicher, dass meine Vorfahren und die meines Mannes seiner Zeit zusammen in einer Dorfgemeinschaft gelebt haben und sich gekannt haben müssen, denn soviele Einwohner hatte Hollen im 18ten Jahrhundert sicher noch nicht.

Wenn die Ahnen mit einer Geschichte belegt werden, dann fängt man an, ihre Gesichter hinter dem Namen zu erkennen, zu erahnen was sie vielleicht damals miteinander zu tun hatten.
Sicher haben sie Plattdeutsch gesprochen, aber mit Sicherheit sind sie nicht davon ausgegangen, dass heute jemand nach ihrer Identität forscht, sonst hätten sie mir vielleicht einen Bericht über ihr Leben irgendwo hinterlegt! Vielleicht hätte ich in einer Kornkiste in der Südgeorgsfehner Mühle dann einen Hinweis gefunden?(!)

Heute ist die Mühle in Südgeorgsfehn, die sich bei dunklem Regenwetter mit ihrem großen Flügelkreis schützend über das Friedhofsfeld beugt, einer Mühlenvereinigung zugehörig, da das Müllerhandwerk in der heutigen Zeit nicht mehr gefragt ist. Bereits seit 1990 ist sie stillgelegt, aber immer noch funktionsfähig.In diesem Rahmen kann sie besichtigt nach Terminabsprache besichtigt werden.

Es muss eine harte Zeit gewesen sein in den Anfängen der Besiedlung. Armut und viel Arbeit bestimmten den Alltag, aber die Zusammengehörigkeit hat damals unvergleichbare Werte eingenommen.

Die Zeit ändert sich, alles wird anders, aber das Leben im "Hier und Heute" ist so spannend wie in keinem Jahrhundert zuvor, davon können dann unsere Nachfahren berichten, für die ich schon mal ganz viel Geschichten aufschreibe, damit sie nicht, - so wie ich - , soviel recherchieren müssen bei ihrer Ahnensuche.

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