ein neues Kapitel in meinem Lebensbuch wird aufgeschlagen
und das in meinem Alter????
Oldenburg / Rastede / Wiefelstede
Es ist aufregend, wenn man sich auf etwas Neues im Leben einlässt.
Meine Kinder Steffi und Thomas machten mir eines Tages einen gewagten Vorschlag. "Mama, was hälst du von einem Mehrgenerationenhaus?" Es war klar, dazu musste ich mein geliebtes Etzhorn verlassen und dafür war ich nicht bereit. Doch mein Kopfkino war inspiriert. Mir fiel der Treppensturz im vergangenen Jahr ein. Noch heute sitzt ein kleiner Kobold im Nacken, der mich einschränkt, die Treppe unbefangen hinunter zu gehen, dann mein Gleichgewichtssinn, der mir zu schaffen macht. Die Abende alleine auf dem Sofa. Und schon war alles anders, ich war bereit, mein Lebensbuch aufzuschlagen und es zu erweitern, ich war für das Abenteuer bereit, ich will mich darauf einzulassen.
Lucie und Walter, Steffis Schwiegereltern, waren ebenfalls bereit, sich anzuschließen. So ging es ans Planen. Ein Jahr verging, mehrere Objekte wurden besichtigt, es war nicht einfach. Die NWZ mit den Immobilienanzeigen wurde studiert und hier fanden wir das Passende für uns. Wiefelstede wird die neue Heimat sein. Es ist ein großes Bauernhaus. 1933 erbaut, wird es nun durch uns aufwendig restauriert. Freunde sind dann wichtig. Ihre Arbeitskraft ist unschlagbar. Freunde meines Enkels Max sind an vielen Wochenenden mit ihrer ganzen jugendlichen Kraft im Einsatz. Container um Container werden befüllt. Pause: es ist für die Freunde ein Fremdwort, es ist toll, sie geben wirklich alles.
Janette, Matthias und Bianca, Freunde von Steffi und Thomas, sorgen für das leibliche Wohl. Diese Essenspausen sind auch die einzigsten Pausen, die sich unsere Helfer gönnen. Es war und ist der Wahnsinn, es war und ist bedingungsloser Einsatz.
Walter befreite die Decken von der Holzvertäfelung, befeuerte die drei Öfen und so war eine behagliche Wärme zu spüren. Lucie, Steffi, Antje und wer gerade Zeit hatte, sorgten für die Entkleidung der Wände, die Freude war groß, wenn sich ein großes Stück Tapete entfernen ließ.
Pausen waren wirklich ein Fremdwort, es wurde immer gearbeitet.
Nun können Lucie und Walter schon bald einziehen.
Vor vier Wochen hatten Steffi und Thomas die Idee, die Nachbarn zu einem Umtrunk, zu einem ersten Kennenlernen, einzuladen. Es war spannend, bis auf zwei Familien konnten alle dabei sein. Diese Familien mussten aus familiären Gründen absagen und sie kamen persönlich, um es uns mitzuteilen. Über 50 Nachbarn lernten wir bei Bier, Altem Hullmann und einer guten Bratwurst kennen. Die Namen habe ich nicht behalten, doch dazu werde ich wohl hoffentlich noch genug Zeit haben. Im Gespräch erzählte eine Nachbarin, sie würde eine Frau Fuhlrott aus Rastede kennen. Hausmeisterin sei sie vor langer Zeit in der Schule Schloßstraße, Ecke Thoradestraße gewesen. Es stellte sich heraus, es war die Oma von meinem Werner. So klein ist die Welt und sie bringt einem die neue Heimat nahe.
Steffi wurde für den Sonntag zum Kranzbinden eingeladen. Sie fühlte sich pudelwohl.
Wer hätte das gedacht, ich werde bald in Wiefelstede leben und es ist eine gute Entscheidung.
Danke an Steffi und Thomas. Ihr habt den Mut, eure Eltern im Alter nicht alleine zu lassen.
Jeder lebt in seinem eigenen Bereich und doch ist man nicht alleine.
Aber für uns gilt das Gleiche, wir sind für unsere Kinder immer da.
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