Heimatverein Delmenhorst - 95 Jahre -
gefeiert wird zum 100. Geburtstag
Oldenburg / Delmenhorst
Eingeladen hatte die Oldenburgische Landschaft, Ausrichter war der Heimatverein Delmenhorst. Die Begrüßung erfolgte durch den 1. Vorsitzenden Friedrich Hübner und sein großes Anliegen war, Delmenhorst in einem positiven Licht zu sehen. Die hohe Kriminalitätsrate sei seit langem zurückgegangen und den negativen Schlagzeilen um das Delmenhorster Krankenhaus um den Krankenpfleger Höger konnte durch gute Aufklärungsarbeit entgegen gewirkt werden.
Zur Begrüßung wurde uns der Bremer Zwieback serviert. Es war das Essen der Bremer Gilde. In Delmenhorst wird er heute ebenfalls gerne verzehrt. Dieser Zwieback wird mit Käse, manchmal auch mit Schinken belegt und schmeckt vorzüglich. So gesättigt, konnten wir dem Vortrag von Herta Hoffmann lauschen. Sibylle Elisabeth Gräfin von Oldenburg und Delmenhorst, von 1675 bis 1630, war eine adlige Frau der Neuzeit. Sie heiratete einen 26 Jahre älteren Mann und gebar ihm elf Kinder. Durch Kenntnisse in der Medizin überlebten alle Kinder. Die Gräfin gehörte zu den modernen Frauen. Sie setzte sich bereits zu ihrer Zeit mit den Frauenrechten auseinander und stand für sie ein.
Delmenhorst war am 21. September 2018 zum Frauenort erklärt worden.
Dr. Carsten Jöhnk hielt einen Vortrag über die Nordwolle. Norddeutsche Wollkämmerei und Kammgarnspinnerei war ein in Delmenhorst ansässiges Unternehmen. 1884 von Christian Lahusen gegründet, entwickelte es sich vorteilhaft. Es wurde mit Wolle gehandelt, welches sich als ausgesprochen günstig erwies. Das Firmengelände lag an der Bahnlinie nach Bremen, hier wurde die Ware, weltweit per Schiff angeliefert, dann weiterbefördert auf der Delme zum Waschen der Wolle. Delmenhorst war zollfrei im Gegensatz zu Bremen, wo hohe Zölle auf Fertigwaren erhoben wurde. Lahusen hatte lange in Argentinien gelebt und brachte die Wolle großer argentinischer Schafzuchten nach Delmenhorst, um dann den Rohstoff zu feinem Garn zu verarbeiten. Mit Carl Lahusen erreichte die Firma großen Aufschwung, bereits 1911 arbeiteten 3000 Mitarbeiter in dem Werk. Durch geschickte Heiraten in den Familien Lahusen stieg diese gesellschaftlich empor.
Arbeiter kamen aus Böhmen, Galizien und Schlesien, viele von ihnen waren katholisch. Es wurden für die Arbeiter firmeneigene Wohnungen gebaut, Wohlfahrtseinrichtungen ins Leben gerufen.
1921 übernahm G. Carl Lahusen die Leitung des Unternehmens, seine Brüder Heinz und Friedel unterstützten ihn. Doch es folgten unsolide Geschäfte. Ausgelöst durch die Weltwirtschaftskrise und schlechter Führung des Unternehmen und falscher Bilanzen, kam es 1931 zum Konkurs. Die Brüder lebten ihren Reichtum. Die Brüder bekamen Gefängnisstrafen.
Das Werk wurde in den Kriegsjahren weitergeführt und musste 1981 erneut schließen, es war nicht mehr konkurrenzfähig. Die Arbeiter bezeichneten sich als Wollianer.
Die Fabrikanlage ist heute denkmalgeschützt. Es gibt das damals firmeneigene Krankenhaus und verschiedene soziale Einrichtungen, die noch heute auf dem Gelände stehen.
Es folgte ein vergnüglicher Spaziergang zum Rathaus mit dem Nachtwächter Jan Tut und der Marktfrau Mett Siewers. Wir wurden in die gute alte Zeit versetzt.
Leserkommentare (0)