Das Boot
Meine Gedanken fliegen ein paar Jahre zurück, aufgeweckt von den Berichten in den Medien, in den über Asyl-Flüchtlinge und deren Schicksale immer wieder berichtet wird.
Oldenburg
Wie gestrandet sah es aus, vielleicht lag es ja schon lange an dieser Stelle bevor es mir jetzt, zu diesem Zeitpunkt, als Fotomotiv dienen sollte.
Der blaue Himmel und das weite Meer hinter dem bunten, nicht mehr ganz funktionsfähigem Boot, das sah wirklich gut aus, fand ich. Stilleben, wie man es sich nicht schöner wünschen kann.
Es war ein spontaner Stop gewesen auf der Küstenstraße in der Nähe von Vecindario auf den Kanarischen Inseln.
Bereits kurz nach dem Drücken des Auslösers fing ich dann an darüber nachzudenken, woher das Boot wohl gekommen sein mochte.
Mir kamen dann die Geschichten wieder in den Sinn, die man sich hinter vorgehaltener Hand über die illegalen Einwanderer erzählte, die hier Tag für Tag in übelstem Zustand ankamen, wenn sie denn überhaupt ankamen. Sie kamen vom afrikanischen Kontinent wollten hier ihr Glück finden.
Erst vor Kurzem waren genau an dieser Stelle zehn Leute von einem Boot in ein sogenanntes Lager gebracht worden. Dieses hier mußte wohl das Boot gewesen sein.
Die bunten Farben vermochten nicht darüber hinwegzutäuschen, daß der Seeweg mit diesem Boot unmenschlich gewesen sein mußte; so wie mit den meisten Booten, die bei der illegalen Fahrt zum Einsatz kommen.
Meine Erinnerungen sind auch zum heutigen Zeitpunkt immer noch an dieser Stelle auf den Kanaren, wo die beschriebene Situation vor sechs Jahren entstand als wir für ca. 3 Monate dort unseren Wohnsitz hatten und sicherlich auch einige Kenntnisse über die Situationen mit den illegalen Einwanderern sammeln konnten.
Die meisten, die hier eintreffen haben auf See schon mehrere –Mitreisende- verloren, die einfach nicht kräftig genug waren um die Überfahrt durchzustehen.
Sogar Kinder und schwangere Frauen sind dabei wenn ihre Boote die Küsten in Spanien und Italien erreichen.
Die hygienischen Verhältnisse müssen grauenvoll sein auf solchen Booten, ohne ausreichende Nahrung und ohne genügend Trinkwasser.
Diese Zeiten gibt es nach wie vor, in der die Menschen auf eine bessere Zukunft hoffend sich in größte Lebensgefahr begeben. Da sie in ihren Heimatländern nicht ausreichend versorgt sind, sehen sie ihr Leben dort in eine Sackgasse enden.Ohne eine wirkliche Chance für einen guten Lebensweg gehen sie dann lieber das Risiko der Überfahrt mit meist see-untüchtigen Booten ein.
Neuerdings wird überregional verstärkt über die Schicksale solcher Menschen berichtet, von ihrer Not und von ihrer starken Hoffnung zu glauben, daß alles gut geht wenn sie mit den desolaten Booten auf große Fahrt gehen und sich in Lebensgefahr begeben. Sie halten sich immer noch die Waage, die Überlebenden und diejenigen Menschen, die auf See den Traum von der besseren Zukunft zu Ende träumten.
Wer es dann geschafft hat, der wird zuerst einmal in einer Art Durchgangslager versorgt, bevor man dann, Gesetze zugrundelegend, sich für den weiteren Aufenthaltsort dieser Asylflüchtlinge entscheidet.
Auf hoher See werden sie meistens schon von der Küste aus beobachtet und auch schon mal von den Spaniern an eine bestimmte Küstenstelle geleitet.
Es wurde schon viel über die Gefahren, über die Mißstände für alle Beteiligten geredet, aber alles ist früher wie heute gleichwohl dramatisch geblieben.
Warum müssen Menschen hungern und andere leben im Überfluß? Warum ist die Welt so wie sie ist?
Die Frage wird es wohl schon ewig gegeben haben und genauso lange wartet man auf eine Antwort, die irgendwoher doch mal kommen müßte, irgendwann, irgendwie!
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