Wir verneigen uns, wir gedenken, wir trauern
Volkstrauertag 2016, aus der Geschichte lernen
Oldenburg / Wahnbek / Rastede
Wir gedenken der Soldaten aller Nationen, die ihr Leben in den Kriegen lassen mussten. Wir denken an die Eltern, die ihre Söhne verloren, an die Frauen und Kinder, denen Mann und Vater genommen wurde. Wir trauern um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage, um die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung.
Ohnmächtig und voller Zorn und Wut nehmen wir aktuell die täglichen Nachrichten über Kriege und Vertreibung zur Kenntnis. Diese Kriege- die auch mit deutschen Waffen auf allen Seiten geführt werden- sind mörderisch. Weltweit sind 65 Millionen Menschen auf der Flucht. Auf den Weg hierher sind sie gezwungen, die Dienste von Fluchthelfern in Anspruch zu nehmen. Das kostet viel Geld und vielen im Mittelmeer das Leben. Die aufrüttelnden und ergreifenden Worte fand der Etzhorner Manfred Klöpper. Er bedankt sich beim Bürgerverein Etzhorn, bei dem 1. Vorsitzenden Gustav Backhuß-Büsing, der am Anfang des Jahres in der Notunterkunft am Stubbenweg versuchte, bei den ankommenden Flüchtlingen gemeinsam mit vielen Etzhorner Bürger/innen, die allergrößte Not zu mildern. Ihnen deutlich zu machen: Ihr seid willkommen!
Unser großer Respekt gilt Jannis Hadtstein, 16 jähriger Schüler an der BBS Haarentor- Fachoberschule Gesundheit und Soziales. Er las uns aus einem Bericht von Engelbart Nast (Vater seiner früheren Klassenlehrerin) vor. Ergreifende Zeilen seiner Erinnerungen aus dem zweiten Weltkrieg. Als 18 jähriger gehörte er 1941 bereits zu den Infanteristen in der Sowjetunion. Keiner wusste worum es ging. Sie kamen in ein Dorf und noch vor dem Absitzen vom LKW, sahen sie mehrere deutsche tote Soldaten, offensichtlich von hinten erschossen. Sie lagen mit den Gesichtern auf der Erde. Ihr Vergehen: Hühnereier organisiert zu haben. Die Rache- alle Russen wurden aus den Häusern geholt und niedergeschossen. Trauernde und wehklagende Frauen und Kinder beweinten dieses fürchterliche Verbrechen. Engelbart schildert schlimme Erlebnisse, nicht zu begreifen und zu verstehen.
Dann liest Jannis uns das Gedicht von Theodor Fontane vom "Trauerspiel von Afganistan - 1859" vor. Hier die letzten beiden Strophen:
Sie bliesen die Nacht und über den Tag,
Laut, wie nur die Liebe rufen mag.
Sie bliesen - es kam die zweite Nacht,
Umsonst, dass ihr ruft, umsonst, dass ihr wacht.
"Die hören sollen, sie hören nicht mehr,
Vernichtet ist das ganze Heer,
Mit dreizehntausend der Zug begann,
Einer kam heim aus Afganistan."
Der Bürgerverein Etzhorn dankt dir lieber Jannis. Deine Vorträge haben uns sehr berührt. In eurer Schule wurde in diesem Jahr der Erinnerungsgang organisiert und du warst aktiv dabei. In deiner heutigen Ansprache hast du uns gezeigt, wie sehr ihr Gewalt und Krieg verachtet.
Wir wünschen uns mit euch Frieden für alle Menschen auf dieser, unserer einzigen, Welt.
Für den festlichen Rahmen in der Aula der Grundschule Etzhorn und am Ehrenmal sorgte musikalisch die Bläsergruppe "Etzhörner Musikanten". Hans-Peter Deichsel hatte wie in allen Jahren die Pflege des Denkmals übernommen.
Euch gebührt unser aller Dank.
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