Samstag, 24. Januar 2015, 10:30 Uhr
Auswanderer / Feldhus / Amerika

In 90 Tagen über den Ozean mit dem Segelschiff

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1891 segelte Karl Feldhus über in die neue Welt.

Bad Zwischenahn / Deepenfurth Heutzutage kam man mit dem Flugzeug in 8 Stunden in Amerika sein, mit dem Schiff in 5 Tagen. Ab ca. 1860 konnten Dampfschiffe schon in 9 Tagen Passagiere in die neue Welt bringen. Gerade zu abenteuerlich hingegen die Überfahrt des Zwischenahners Karl Feldhus, der 1891 etwa 90 Tage auf einem Segelschiff verweilen mußte. Nachfolgend berichtet er darüber in einem Brief, an meinen entfernten Verwandten, seinen Jugendfreund Heinrich Oltmanns (1870-1937) aus Hollwege:

„Brooklyn 09. Mai 92. Mein lieber Heinrich!  Mein treuer Freund! Über ein Jahr ist jetzt vergangen seit wir uns sahen und schon zwei mal feierte ich seitdem meinen Geburtstag im fremden Lande aber doch wenigstens in der Fremde. Das erste Mal auf hoher See unter Sturm und Wogenbraus; nicht weit von Spaniens Westküste entfernt. An meinem Geburtstage waren wir gerade 8 Tage in See, kreuzten aber dennoch noch immer an der europäischen Küste umher. Das machte nämlich der widerige Wind und der hohe Seegang. Ferner war das Segelschiff („Christel“) in ganz miserablem Zustande, was ich leider zu spät bemerkte. Kurz und gut, unsere Reise von Bremerhafen bis New Orleans dauerte nicht weniger wie 90 Tage also bald ein ganzes viertel Jahr. In New Orleans blieb ich dann zwei Tage und fuhr alsdann mit dem amerikanischen Frachtdampfer „Louisiana“ durch die Straße von Florida nach New York wo ich am 15. Juli 1891 glücklich bei meinem Bruder Diedrich u. dessen Frau Katie Kattenhorn anlangte. Natürlich war ich die erste Zeit meines hierseins sehr angegriffen; denn Du mußt bedenken 95 Tage in einem fort mit Strapazen aller möglichen Art zu kämpfen ist nicht so leicht, wie man es sich im Anfange wohl denkt. Um mich also kurz zu fassen; Nachdem ich mich drei Wochen bei meinem Bruder ausgeruht, ging ich hier in Arbeit in einem sogenannten Liquor Store od. einer Art Wirtschaft. Nach 5 wöchentl. Dauer aber mußte ich schon die Arbeit wieder einstellen; denn ich fühlte schlechter und schwacher, denn je zuvor. Der Wirt bezahlte mir also meine 50 M. die ich in dieser Zeit verdiente aus und ich ging wieder zu Diedrich. Diedrich aber hatte schon vor meiner Ankunft hier in America sein Geschäft aufgegeben und arbeitete als Collector in eine Brauerei hier. Er mußte ähnlich so wie Siemer früher in der Brauerei in Zwischenahn bei den Wirte laufen und gehen und die fälligen Gelder für die Brauerei eincassieren. Dafür zahlte ihn die Brauerei dann wöchentl. 100M. aus. Ich konnte ihn also nichts dabei helfen und habe letzten Winter so bei ihm herumgebummelt, denn arbeiten konnte ich nicht, dazu war ich zu schwach. Schon wollte ich New York verlassen und nach dem Süden gehen, nach dem warmen Florida, da hatte mein Bruder das Glück, eine gute Wirtschaft zu kaufen. Damit Du Dir so ungefähr vorstellen kannst, wieviel weniger hier das Geld wert ist wie in Deutschland, gebe ich nachfolgend genau den Preis an für welchen Dick od. Diedrich die Wirtschaft kaufte. Er bezahlte für dieselbe nämlich nicht mehr u. nicht weniger wie 7000 Dollar = 28.000 Mk nach deutsch. Gelde. Ich arbeite schon seit drei Monaten für ihn u. verdiene 100M. per Monat. Augenbl. fühle ich mich gesund u. wohl u. bin guten Mutes. Morgens um 5 Uhr stehe ich auf u. arbeite bis 2 Uhr Mittags. Dann schlafe ich bis 7 Uhr Abends und arbeite dann wieder zwei Stunden bis 9 Uhr Abends. Mein Bruder Dick arbeitet dann bis 2 oder 3 Uhr des Nachts. So lassen wir beiden das jeden Tag abwechseln und leben ganz gemütlich mit einander. Noch nie, so lange ich hier bin, haben wir ein unzufriedenes Wort miteinander gewechselt und arbeite ich deshalb mit Lust und Liebe für ihn. Ich kann jetzt auch so recht erfahren und mit der Bibel sprechen: Wie schön und lieblich ist es, wenn Brüder einträchtig beieinander wohnen. Das ist alles, lieber Heinrich, was ich Dir von Interesse schreiben kann. Du weißt jetzt so ungefähr wie ich dies letzte Jahr durchs Leben gekommen bin, wie man so sagt und wünsche nicht, daß Du jemals in so kurzer Zeit so vieles durchmachen brauchst, wie ich habe durchmachen müssen.

In der Hoffnung, daß diese Zeilen Dich in bester Gesundheit antreffen werden grüßt Dich und die Deinigen herzlich Dein Freund & Jugendgespiele Karl Feldhus.“

Über Karl Feldhus ließen sich kaum Information finden. Sein Bruder Diedr. Herm. Feldhus wurde 1866 in Deepenfurth geboren, wanderte 1883 aus und heiratete 1890 Catherine Kattenhorn. 1893 heißt es über Diedr. Herm. Feldhus in einer Urkunde „wohnhaft in Brooklyn, sich z.Z. hier (d.h. in Zwischenahn) aufhaltend“. Er war Sohn des verstorbenen Gemeindevorstehers Heinrich Gerh. Feldhus und war in Zwischenahn, um Angelegenheiten als einziger Erbe seines am 29.4.1893 verstorbenen minderjährigen Bruders zu regeln. Vermutlich gab es damit einen dritten Bruder, der in Deutschland geblieben war. Jedenfalls schien „Dick“ Feldhus seine beiden Brüder früh verloren zu haben. Ihm war leider auch kein langes Leben beschieden, 1898 starb er in den USA mit 31 Jahren. Seine Witwe heiratete 1900 einen Wilhelm Schumacher. Die Linie ist aber nicht ausgestorben. „Dick“ Feldhus hinterließ Nachkommen mit den Kindern Ernest (*1891) und Bertha (*1892). Weitere Nachfahren leben heute noch in den USA.

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