Mittwoch, 01. April 2015, 00:15 Uhr
Waldkindergarten / Wölfe / Wolf

Hund im Waldkindergarten Petersfehn hält Wolf auf Abstand

6858
1
 

Als sich der Wolf dem Waldkindergarten in Petersfehn nähert, wird er von den Kindern ausgelacht. Als er verwundert noch ein paar Schritte in ihre Richtung macht, bleibt er plötzlich abrupt stehen. Ein riesiger schwarzer Hund taucht zwischen den Kindern auf. Der Hund knurrt nicht, bellt nur einmal mit seiner dunklen

Bad Zwischenahn / Oldenburg / Wiefelstede April, April,

Leider, leider war dieser Artikel zunächst erst einmal nur ein Aprilscherz. Das meiste in dem Artikel ist trotzdem richtig. Das Foto wurde am Waldkindergarten aufgenommen, allerdings ohne Wolf. Der Waldkindergarten plant zurzeit nicht, sich diesen wolfsgewohnten Neufundländer zu holen. Auch wenn es nicht die allgemein gültige Lösung ist, das hier beschriebene wäre ein sehr guter Weg, mit dem man gleich mehrere schöne Dinge auf einmal erreicht. So lernen Kinder nicht nur den Umgang mit Hunden, sondern auch, wie sie sich bei eventuellen Wolfsbegegnungen ohne allzu großer Angst verhalten können.


Als sich der Wolf dem Waldkindergarten in Petersfehn nähert, wird er von den Kindern ausgelacht. Als er verwundert noch ein paar Schritte in ihre Richtung macht, bleibt er plötzlich abrupt stehen. Ein riesiger schwarzer Hund taucht zwischen den Kindern auf. Der Hund knurrt nicht, bellt nur einmal mit seiner dunklen Stimme und seine Haltung macht klar: halt Dich fern, das ist dicht genug. Die Kinder rufen, laut "Hallo Wolf" und machen keinerlei Anstalten weder näher zu kommen, noch die Flucht zu ergreifen. Langsam zieht sich  der Wolf  zurück in den Wald, völlig konsterniert und verwirrt. Die Menschen erschrecken ihn und er beschließt künftig wieder mehr Abstand zu halten.

Wie es zu dieser Situation kam?

Der Waldkindergarten Petersfehn  hat beschlossen, sich auf Wolfsbegegnungen vorzubereiten. Statt zu jammern, Angst zu schüren oder Panik zu verbreiten, geht der Waldkindergarten in Petersfehn einen neuen und ganz anderen Weg.

Nachdem der Wolf bei einem Waldkindergarten in Goldenstedt auftauchte, machten sich natürlich auch Eltern, Erziehern und Erzieherinnen große Sorgen. Die neue Situation führte zu   großer Angst und Verunsicherung, wie mit dem Wolf umzugehen ist. Zwar stellte sich heraus, das der Wolf nachts beim Kindergarten in über hundert Meter Entfernung gesehen wurde, beruhigt hat das die Eltern und Erzieher/innen vom Waldkindergarten Sternenmoss jedoch nicht.

Während in anderen Kindergärten Zäune die Kinder insbesondere vor vorbeifahrenden Autos schützen, möchte der Waldkindergarten Sternenmoos den Kindern ein Höchstmaß an Bewegungsfreiheit und das freie und ungezwungene Kennenlernen und Entdecken von Tieren und Pflanzen ermöglichen. Fast täglich dürfen die Kinder sich im Wald entfalten, den unterschiedlichen Fluss der Haaren genießen und einfach unseren schönen Wald, den Wold in seiner ganzen Vielfalt erfahren.

Nachdem nun auch noch der Wolf angeblich im Raum Friedrichsfehn gesichtet wurde, war klar, dass etwas passieren muss, um die Kinder zu schützen.

Da sah eine der Erzieherinnen im NDR Fernsehen einen Bericht über ein Schulprojekt in Deutschland mit dem Thema, wer hat Angst vorm großen schwarzen Hund. Sie erinnerte sich dabei daran, dass es vor einem Jahr eine Anfrage für einen Besuchshund im Kindergarten gab. Bei dem Hund handelte es sich um einen großen schwarzen Neufundländer, der als Besuchshund für Kinder, ältere Menschen und in der Dementen Betreuung ausgebildet ist. Es war nur ein Nebensatz in der Sendung vom NDR, doch genau der blieb der Erzieherin im Gedächtnis: die Hunderasse Neufundländer sind zwar als sanfte Riesen bekannt und nehmen Kindern durch ihren liebevollen Charakter und Wesen die Angst vor Hunden. Andererseits sind sie durch ihr dichtes Fell insbesondere im Halsbereich sehr wehrhaft und wenig angreifbar gegen andere Hunde und haben einen ausgesprochenen Beschützerinstinkt für Kinder.

Als sie im Kindergarten davon berichtete, ergaben die Gespräche und Nachforschungen, dass Hunde dieser Rasse sogar Bären in die Flucht geschlagen haben. Dazu kommt, dass die Kinder nicht nur den guten Umgang mit Hunden lernen, sondern auch, wie sie sich sicher einem möglicherweise auftauchenden Wolf und anderen Tieren gegenüber zu verhalten haben. Durch den Hund würden ängstliche Kinder zumindest mehr Vertrauen haben und beim Anblick eines Wolfes dann nicht mehr unbedingt sofort in Panik geraten.

So lud der Kindergarten Sternenrmoos den Hundehalter zu sich ein. Das Treffen im Kindergarten mit Eltern, Kindern und Erzieherinnen war so toll, dass man zunächst ein weiteres Treffen im Wolfcenter Dörverden vereinbarte. Das Gespräch mit dem Halter des Neufundländers, die herrliche Art des Umgangs des Hundes mit den Kinder, beeindruckte alle. Einige Kinder fielen gleich über den großen Hund her und dieser ließ sich dies ohne jegliches Murren geduldig gefallen. Selbst einige Kinder mit Angst vor Hunden streckten, wenn auch zaghaft, ihre Hand zu ihm aus, um das weiche Fell zu streicheln.

Zudem wurde deutlich, das sich der Hundehalter sehr gut im Umgang mit Wölfen auskennt und auch der Hund schon viele Kontakte zu Wölfen in Gehegen hatte. Gleichzeitig nahm er die Ängste und Sorgen sehr ernst und machte trotz seiner Befürwortung des Wolfes bei uns, eines sofort klar: er sähe das Ganze nicht als irgend ein waghalsiges Experiment, sondern als eine gute Möglichkeit, so sicher wie möglich mit Wölfen umzugehen ohne sich irgendwie einschränken zu müssen. Die Sicherheit des Menschen hat absolute Priorität und Kinder dürften in keinster Weise hinsichtlich des Wolfes Gefahren ausgesetzt werden. Andererseits hat es seit den über zwanzig Jahren, in denen der Wolf wieder in Deutschland heimisch ist, keine einzige ernsthafte gefährliche Begegnung mit Wölfen durch Menschen gegeben. In Sachsen war die Furcht und Verunsicherung vor dem Wolf zunächst auch sehr groß, doch nun freuen sich immer mehr Menschen, ihn zu sehen. Jogger berichten sogar davon, sich weniger vor einem auftauchenden Wolf, als vor einem großen Hund zu fürchten, weil die Wölfe im Gegensatz zum Hund meist nicht näher zu ihnen heran kommen.

Der Besuch im Wolfcenter Dörverden begann mit einer sehr kindgerechten Führung durch den Leiter Frank Faß. Hautnah erlebten vor allem die Kinder die Wölfe hinter den Zäunen und standen nur einen Meter vor ihnen. Wieder beindruckte der Neufundländer, der keine Angst vor den Wölfen zeigte und den Rüden der Wölfe dennoch  aus dem Weg ging. Als ein Wolf hinter dem Zaun einem Kind sehr nahe kam, stellte sich der Neufundländer zwischen Kind und Wolf, was einigen eine Gänsehaut verschaffte. Sie erfuhren sehr viel über Wölfe und ihr Verhalten und Herr Faß bestätigte all das, was Ihnen der Hundehalter bereits beschrieben hatte. Die Kinder durften Wolfsfelle anfassen und der Höhepunkt kam zum Abschluss auf einem Aussichtsturm. Alle Teilnehmer der Führung sollten die Wölfe zum Heulen animieren, was zunächst nicht gelang. Doch nachdem der Neufundländer mit nach oben gestreckten Kopf ein tiefes Heulen verlauten ließ, fielen alle Wölfe aus den Gehegen  mit ein. Da bekamen fast alle eine Gänsehaut, zudem der Hund erst gar nicht wieder mit dem Heulen aufhörte.

Ab Mitte April wird nun der Hund regelmäßig den Kindergarten Sternenmoos besuchen und alle stellten schon jetzt fest: die Ängste und Sorgen um Wölfe sind natürlich nicht weg, doch Eltern und Erzieher/innen haben jetzt ein viel besseres Gefühl dabei. Dazu sorgten auch abschließende Sätze des Hundehalters: wir sollten mal darüber nachdenken, von wem all die Hunde, die heute als Therapiehunde, Blindenhunde und sogar bei Diabetes Patienten eingesetzt werden , abstammen. Es ist der Wolf und auch wenn es immer noch durch Menschen gefährlich gemachte Hunde gibt, kennen wir kein anderes Tier, mit dem wir Menschen so viele gutes verbinden, wie mit Hunden. Bei einem Besuch bei den Hudsonbay Wölfen  Dala und Kimo, gab es einen für den Hundehalter sehr schöne Antwort einer Mitarbeiterin des Wolfcenters auf die Frage durch Besucher: kann man aus Wölfen wieder Hunde machen? Die Antwort: Ja, das geht natürlich, wenn man hunderttausend Jahre Zeit hat.

Die Kinder freuen sich auf die Zeit mit dem großen schwarzen Hund, doch während die Kinder sonst gerne die meisten Tierarten  kennenlernen dürfen,  der Wolf muss nun trotzdem nicht unbedingt dabei sein. Immerhin, die größten Ängste sind fort und je sicherer die Kinder mit dem Hund umgehen, desto weniger werden sie. Denn es ist klar, dass die Gefahren für eine negative Wolfsbegegnung in dem Maße sinken, je souveräner sie diesem entgegen treten. Kinder, die zusammen mit einem dicht vor ihnen stehenden großen Hund den Wolf laut zurufen, anstatt wegzulaufen ,sind für Wölfe so befremdlich, dass sie lieber verschwinden. Ein Wolf, der mit einem Fluchtverhalten rechnet und dann auf so eine Situation trifft, wird kaum das Risiko eingehen, näher zu kommen. Sicher kann man nichts ausschließen, doch das gilt leider auch für Tiere wie Wildschweine, die als erheblich gefährlicher einzustufen sind.


Leserkommentare (1)

Melden Sie sich bitte an um einen Kommentar abzugeben.
Passwort vergessen

Artikel schreiben



Bitte warten...
Schon registriert?
Melden Sie sich hier an! Passwort vergessen Anmelden
Noch nicht mit dabei?
Registrieren Sie sich hier! Registrieren

Von Lesern für Leser

Dieses Portal bietet allen Lesern die Möglichkeit, eigene Beiträge und Bilder zu veröffentlichen. Es handelt sich nicht um Beiträge der Nordwest-Zeitung, die Beiträge werden nicht vorab geprüft.

Feedback

Sie haben einen Fehler entdeckt oder einen Verbesserungsvorschlag? Schreiben Sie uns!

Suchen in der N@chbarschaft

Der Autor