Was tun, wenn der Wolf ins Ammerland und nach Wiefelstede kommt?
Helle - Am gestrigen Abend. dem 23.03.2015 gab es die zweite Veranstaltung im Ammerland zur Frage: Was tun, wenn der Wolf ins Ammerland und nach Wiefelstede kommt? Aufgrund der starken Nachfrage, hatte die CDU diesen zweiten Termin angeboten, zu dem sich 220 Menschen angemeldet hatten.
Bad Zwischenahn / Oldenburg / Wiefelstede
Helle - Am gestrigen Abend. dem 23.03.2015  gab es die zweite Veranstaltung im Ammerland zur Frage: Was tun, wenn der Wolf ins Ammerland und nach Wiefelstede kommt? Aufgrund der starken Nachfrage, hatte die CDU diesen zweiten Termin angeboten, zu dem sich 220 Menschen angemeldet hatten. Darunter einige Landwirte, Hundehalter und Jäger. So wurde es im Zum Gesundbrunnen in Helle richtig eng im bis zum letzten Platz gefüllten Saal.
Gegen 19.30 Uhr begann Frank Faß vom Wolfcenter Dörverden seinen Vortrag mit einer Power Point Präsentation über Wölfe. Wer der Wolf ist, wie er lebt, was wir zu erwarten haben, wie wir mit ihm umgehen sollten, all das und einiges mehr Wissenswertes berichtete Herr Faß ehrlich, offen und ohne große Emotionen sehr sachlich. Er zeigte Möglichkeiten auf, wie wir alle mit dem Wolf leben können und auch, was vor allem die Landwirte tun können, um ihre Nutztiere zu schützen. Er nahm auch dem einen oder anderen die Illusion, das die Wölfe wieder verschwinden werden. In seinem Vortrag und der anschließenden Diskussion  ging es vor allem darum, das Thema Wölfe nach den vielen übertriebenen Pressemeldungen wieder zu versachlichen. Es bringt weder etwas, Forderungen zu stellen, noch zum jetzigen Zeitpunkt Rückschlüsse ziehen zu wollen. Es gibt bisher in Niedersachsen viel zu wenig Erkenntnisse über den Wolf und seine genauen Verhaltensmuster. Genauso wenig lässt sich das Verhalten der Nutztiere dem Wolf gegenüber verallgemeinern.  Manche Tiere flüchten, andere stellen sich ihm entgegen und wieder andere lassen plötzlich keine Menschen mehr an sich heran. Das gleiche gilt für Schutztiere. Nicht jeder kann mit Herdenschutzhunden umgehen, will sie nicht oder es sind die falschen Rassen. manche Alpakas oder Eselrassen sind sehr wehrhaft dem Wolf gegenüber, andere wiederum nicht.
In den Fragen der Zuhörer an diesem Abend wurden die Ängste und Sorgen der Landwirte und Eltern um ihre Kinder deutlich. Die Diskussionen waren wie bereits bei der Veranstaltung in Gristede, fast ausnahmslos sehr sachlich geführt.
Es gab Momente, vor allem bei den Schilderungen des Landwirts Herrn Gerken, die mich sehr berührten und nachdenklich stimmten.
Daher möchte ich an dieser Stelle einmal meine ganz eigene Sicht zu den Vorträgen, zu den Fragen, den Diskussionen und vor allem den Ängsten wiedergeben. Das wird sicher nicht ganz ohne Emotionen geschehen, doch vielleicht hilft es ja, alles rund um Wölfe besser zu verstehen.
Ich selbst habe keine Angst vor Wölfen und freue mich, dass sie sich auch in unserer Region niederlassen. Im Gegensatz zu vielen anderen Menschen habe ich die Situation, wie wir sie heute haben, schon lange erwartet. Daher habe ich bereits vor Jahren angefangen, mich mit Wölfen sehr intensiv zu beschäftigen. So besuchte ich mehrere Wolfsgehege und habe eine Woche lang im Rahmen eines Praktikums bei der Wolfaufzucht geholfen. Ich lernte Wolfsexperten wie Tanja Askani, Frank Faß oder Dr. Neumann kennen. Dazu viele Tierpfleger, die mit Wölfen arbeiten und diese am besten kennen. Ich habe ihr wunderbares soziales Wesen kennen lernen dürfen und weiß dennoch um die Gefahren, die von Ihnen ausgehen. Ich mache mich nicht über Menschen lustig, die Angst vor Wölfen haben und verstehe die Landwirte gut, da ich selber Landwirtschaft gelernt und viele Jahre mit Schafen und Rindern gearbeitet habe. Wenn Landwirte, wie auch gestern wieder sagen: wir haben zweihundert Jahre wunderbar ohne den Wolf gelebt und es wäre schön gewesen, wenn das so bleibt, dann kann ich das aus Sicht der Landwirtschaft sehr gut verstehen. Ich habe es einmal mit ansehen dürfen, wie getötete und verletzte Schafe aussehen, die von einem Hund gerissen wurden. Bei einem Wolfriss sieht das nicht viel anders aus. Wenn man gerade einem Kalb auf die Welt geholfen hat und es Tage später von einem Wolf gerissen würde, dann ist das für die Betroffenen eine schreckliche Situation.
Das Problem, das ich nur gerade sehe, ist, das einfach alles irgendwie auf den Wolf bezogen wird. Er ist noch nicht einmal richtig hier und bereits für alle eventuellen Möglichkeiten verantwortlich. Gestern wurde berichtet, das Kühe aufgrund eines Geruches in Panik gerieten. In diesem Fall war es der Brandgeruch eines Feuers draußen, dass den Kühen in die Nase kam. Schon wird berichtet, wie das wohl ist, wenn den Kühen der Wolf geruchsweise in die Nase kommt. Oder es soll versucht werden, wolfsfreie Zonen einzurichten, da man die Tiere, wie z.B. auf den Deichen, schwer vor Wölfen schützen kann. Die Idee ist ja ganz gut, doch welche Kriterien sollen denn dafür gelten und wie soll er ferngehalten werden? Als der Wolf durch unsere Region zog, war es schnell wieder ein böser auffälliger Wolf. Zum einen hat nicht nur die Presse in ihrer polemischen Berichterstattung übertrieben, sondern sogar Fotokopfprämien auf den Wolf ausgesetzt. Was soll denn dieser Wolf zudem in der sogenannten Ranzzeit machen? Er ist auf der Suche nach einem festen Revier und nach einem Partner. Bei dem Waldkindergarten in Goldenstedt war er nachts um 21.30 Uhr in hundert Meter Entfernung, Fotos wurden von Autofahrern gemacht, die ihn verfolgt haben. Das er dann plötzlich in wenigen Metern Entfernung vor einem älterem Ehepaar mit ihrem Cocker Spaniel in Wardenburg steht, wundert mich dann nicht. Vielleicht hätte er sich dafür entschuldigen sollen, oh, ich wollte sie nicht erschrecken, aber ich wollte gerade in ihre Richtung vor Fotografen flüchten. Das dem Paar auf diese Entfernung die Beine schlotterten, ist mehr als verständlich und nachvollziehbar. Doch mal im Ernst, der Wolf hat sich nicht weiter um die Menschen und den Hund gekümmert, bei einer Begegnung dagegen mit einem großen herrenlosen Hund, wäre es für den Cocker Spaniel wohl weniger gut ausgegangen.
Das gleiche gilt für mögliche Schutzmaßnahmen der Landwirte. Wieder einmal ist vor allem die bäuerliche Landwirtschaft betroffen, die ohnehin schon Probleme zur Genüge hat. Der Aufwand mit Behörden wird immer mehr, der Rückhalt in der Gesellschaft, den die großen Industriebetriebe kaputt machen, immer weniger. Ein Hof mit tausend Kühen, die ohnehin keine Weide mehr sehen, wird den Wolf gerne willkommen heißen. Ein Landwirt mit kleinen verstreuten Herden hat eben nicht die 20.000 und mehr Euro, um eine Weide wolfsicher zu machen oder es ist einfach gar nicht möglich. Dennoch gibt es individuell sehr unterschiedliche Möglichkeiten etwas zum Schutz der Nutztiere zu tun, anstatt weiter zu versuchen, den Wolf gar nicht erst kommen zu lassen. Es gibt inzwischen einige Höfe rund um Berlin, die sich z.B. Alpakas geholt haben und tagsüber mit diesen Tieren Touristen mit diesen Tieren zu Seen führen.
Es gibt Länder, wo einzelne Wölfe entnommen werden, um die Akzeptanz der Bevölkerung für die Wölfe insgesamt zu erhöhen. Das ist diese Mentalität, "auf Einzelschicksale kann keine Rücksicht genommen werden". Ich halte davon in Deutschland nichts, kann die Meinungen dazu nur bedingt nachvollziehen. Akzeptieren kann ich sie allerdings nicht, denn dann ist es um einige Wölfe schnell geschehen. Ich persönlich halte den Wolf, der bei uns herum streift, bisher nicht für verhaltensauffällig. Ich weiß von Begegnungen in Wildeshausen, wo er sehr dicht gesehen wurde und überhaupt keine Angst verbreitet hat und weiter gezogen ist. Ich weiß aber auch, das ihn Menschen hier bei uns versucht haben mit allem möglichen anzulocken. Wenn der Wolf nicht mehr glaubt, das ihm Menschen auf Abstand halten wollen, dann haben wir wirklich ein großes, ein sehr großes Problem. Daran ist dann aber nicht der Wolf schuld, sondern wir Menschen. Wenn ich einen Wolf begegnen sollte, freue mich sicher sehr darüber. Am liebsten würde ich ihn dann, ähnlich wie den Wölfen im Gehege näher kommen wollen. Doch zum Schutz für mich und allen anderen Menschen und damit auch zum Schutz des Wolfes selbst werde ich etwas ganz anderes tun. Zunächst hole ich meinen Neufundländer ganz dicht zu mir, dann werde ich versuchen ein paar tolle Fotos und Videos zu bekommen und werde den Wolf etwas lauter ansprechen. Dann werde ich mit meinem Hund entweder warten, ob der Wolf von dannen zieht oder selber langsam in eine andere Richtung gehen. Sollte der Wolf nachkommen, würde ich durch lautes Rufen versuchen, ihn weiter auf Abstand zu halten. Das würde mir sicher schwer fallen, doch ich weiß wie wichtig genau das ist, denn Wölfe sind und bleiben Raubtiere, die wissen müssen, das Menschen nicht wirklich gut für sie sind.
Hier finden Sie den Artikel zum Vortrag aus der NWZ.
Inhalt der ersten Veranstaltung in Gristede.
Leben mit Wölfen in Niedersachsen
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