Ein ganzes Leben in einem einzigen Rucksack
Bad Zwischenahn / Oldenburg-Zentrum / Oldenburg-Kreis
Seit ein paar Monaten kümmert sich ein kleines, aber sehr engagiertes Team von ehrenamtlichen Helfern in der Gemeinde Bad Zwischenahn um die Flüchtlinge, die die Gemeinde aufnehmen muss. Diese Flüchtlinge kommen hauptsächlich aus dem Kriegsgebiet Syriens, aber auch aus dem Kosovo.
Ich habe schon einige schöne Erlebnisse mit unseren Freunden, was sie inzwischen für uns geworden sind, erleben dürfen. Gemeinsame Spaziergänge mit unserem Hund, gemeinsamen Essen oder einfach auch nur gegenseitige Besuche, bei denen es leckeren Tee oder Kaffee gibt.
In der vergangenen Woche habe ich mit zwei anderen Helferinnen zehn junge Albaner auf dem Bahnhof in Bad Zwischenahn begrüßen dürfen. Zehn junge Männer im Alter von 18 bis 23 Jahren kamen dort mit dem Zug aus Richtung Bramsche an und jeder von ihnen hatte nicht mehr als einen Rucksack oder eine Plastiktüte als Gepäck. Dieses Bild stimmte mich sehr nachdenklich, wie passt ein ganzes Leben in so einen Rucksack? Warum sind diese wirklich jungen Männer aus ihrer Heimat geflüchtet? Sie haben nichts anderes als die Klamotten, die sie trugen und ihre Papiere, die sie sorgfältig hüteten. Warum muss es Krieg geben, damit die Menschen in diesem Land davor flüchten müssen und alles zurück lassen?
Wir haben dann die ersten Behördengänge mit ihnen erledigt, zum Rathaus und zur Bank, die Schlüssel für ihre Unterkunft abgeholt und was ganz besonders wichtig für die Gemeinde Bad Zwischenahn ist, für jeden Flüchtling gibt es eine Rolle Gelbe Säcke. Mit zwei Taxen, die von der Gemeinde organisiert waren, ging es dann zu ihrer Unterkunft: eine 4-Zimmer-Wohnung am Rande von Bad Zwischenahn. Eine Nachbarin staunte nicht schlecht, als sie sah, dass zehn junge Ausländer sich nach oben in ihr Heim begaben. Im Gespräch stellte sich heraus, das sie Bedenken hatte, das ihre neuen Mitbewohner sich ordentlich und ruhig benehmen würden. Wir hörten uns ihre Gedanken an und gaben ihr unsere Telefonnummern, für den Fall, dass es wirklich Probleme geben sollte. Am vergangenen Wochenende passierte etwas, womit keiner gerechnet hatte. Die Nachbarin meldete sich bei einer Helferin und erzählte ihr, wie nett und hilfsbereit doch ihre neuen Nachbarn sind, sie würden sogar schon mit Moin grüßen. Sie ist total begeistert von den jungen Leuten und froh, dass das Miteinander so gut funktioniert.
Diese Reaktion hat mich auch sehr gefreut. Zumal ich am Tage der Begrüßung schon sehr viel über die Flüchtlinge nachgedacht habe. Man kann sich nur wünschen, dass es nirgends wo auf der Welt Krieg gibt und somit auch keine Menschen, die aus ihrer Heimat fliehen müssen. Die Flüchtlinge, die schon etwas länger in unserer Gemeinde wohnen, werden wir weiterhin unterstützen und mit Rat und Tat zur Seite stehen. Und auch diejenigen, die noch kommen werden, sind auf unsere Hilfe angewiesen, dazu benötigen wir noch weitere ehrenamtliche Helfer, die uns bei unserer Arbeit unterstützen. Geben wir ihnen gemeinsam eine Chance, sich in Deutschland ein neues Leben aufzubauen, damit sie auch ihre Familien holen können und die schrecklichen Erlebnisse, die sie auf der Flucht erlebt haben, verarbeiten können.
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