Barrierefrei - wer ist hier eigentlich behindert?
Barrierefrei planen, bauen, wohnen und leben bleibt ein hohes Ziel – auch im gastlichen Fremdenverkehrsort Bad Zwischenahn ist es noch lange nicht erreicht.
Bad Zwischenahn
Verschiedene nationale Gesetze und internationale Richtlinien in Deutschland und in der ganzen Europäischen Union wollen die Barrierefreiheit für Menschen mit Behinderungen durchsetzen. Der Weg dahin ist auch wegen der Kosten für Änderungen an vorhandenen Bauten oder Gerätschaften sehr mühselig, aber in relativ kurzer Zeit machbar.
Wichtig ist aber vor allem eine notwendige Änderung der Denkweise bei uns allen, insbesondere bei Planern und Konstrukteuren.
Hier in Bad Zwischenahn in einer weitgehend ebenen Landschaft begegnen Menschen mit körperlichen Behinderungen Mobilitäts-Problemen mit menschengemachten Hindernissen, die im Alltag viel Mühe und Ärger bereiten:Â
Bei uns in Bad Zwischenahn sind besonders viele Rollstuhlfahrer und Rollatornutzer unterwegs – sie haben Probleme mit Absätzen im Fußweg, die nicht notwendig sind (z.B. Bahnhofstraße), überflüssigen Schwellen oder Treppchen vor mehreren Geschäften und Haustüren, zu hohen Schwellen in automatischen Türen (Kurklinik), Bordsteinkanten im gesamten Ortsbereich, Zugang in die See-Schiffe mit einer Ausnahme, Einstieg in die S-Bahn, von Zügen der DB gar nicht zu reden – überall brauchen auch gewiefte und auch jüngere Selbstfahrer Hilfe von anderen Passanten! (Übrigens: Auch mit dem Kinderwagen gibt es ähnliche Probleme mit Hindernissen, warum mutet man Eltern oder Frauen diese Mühe zu ?).
Dabei sind 3 cm Höhenunterschied zwischen dem Fußweg, der Gossenvertiefung und wieder der erhöhten Fahrbahn nicht für die kleinen vorderen Rollstuhlräder, sondern auch schon für Radfahrer oft eine unnötige Ruckelei und Qual (z.B. Elmendorfer Straße in Rostrup). Bis zu 10 cm tiefe Schlaglöcher (mit Pfützen) auf "Wanderwegen" um den See lassen verzweifeln.
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Neben diesen Behinderungen, die nicht nur die sogenannten Behinderten betreffen, gibt es weitere bauliche Mängel, die von vorn herein vermieden werden könnten: Zu enge Türen, verwinkelte Zugänge zu Toiletten, bei denen sich schon die Türen selbst behindern, das sind Dinge, die wir ändern müssen. Rollstühle und Kinderwagen sind der Maßstab, den Planer selbst ausprobieren sollten.
Schlimm sind die Bezeichnungen "behindertengerecht" und "behindertenfreundlich" – sie stimmen nicht und werden oft auch nicht erfüllt:
Es stimmt nicht, weil auch nicht Behinderte oftmals Schwierigkeiten haben sie sind nur viel beweglicher und nehmen kleinere Probleme deswegen nicht wahr. Z.B. sind auch Eltern mit Kinderwagen oder Kinderkarren betroffen.
Wie so genannte "behindertengerechte" Bauten beschaffen sein sollten, lassen sich in den Erläuterungen zur Norm DIN 18030 finden.  Auch Planungsleitfäden von Verwaltungen geben in verschiedenen Orten Hinweise – aber wichtig ist, dass wir alle nachdenken, wie wir überflüssige Mobilitätshindernisse vermeiden oder ….beseitigen.
Horst-Herbert Witt, Helle
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