Freitag, 16. März 2018, 19:52 Uhr
Wolf / ÖDP / Carsten Krehl

Der Wolf und der Schäfer

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Bad Zwischenahn / Friesoythe / Cloppenburg ÖDP informiert sich bei Schäferei Ulenhof über Probleme der Schäfer und den Wolf

Carsten Krehl, Kreisgruppensprecher und Landesvorstandsmitglied der ÖDP Niedersachsen, informierte sich gestern in der Schäferei Ulenhof über die Arbeit und Probleme der Schäfer und die Wolfsthematik.

Zunächst einmal ließ er sich erklären, dass Schäfereien für ihre Arbeit zu wenig Vergütung bekommen. Sei es in der Landschaftspflege, die durch EU- und Landesmittel finanziert wird, oder durch den Verkauf von Wolle und Lammfleisch.
Wir bekommen für das Fleisch genau soviel wie vor 40 Jahren, während die Kosten stets steigen", erklärte Mathias Dreyer.
Gleichzeitig wird es immer schwerer Nachwuchs für die Arbeit auf der Schäferei zu finden, die wichtige Aufgaben der Landschaftspflege übernimmt.

"Es ist ein generelles Problem in Deutschland, dass Lebensmittel möglichst wenig kosten sollen. Im europäischen und internationalen Vergleich sind die Ausgaben für Nahrung in Deutschland sehr gering. Gleichzeitig wünschen aber immer Leute eine artgerechte Tierhaltung. Dies steht im krassen Widerspruch. Wer für Red Bull 3-5 € pro Liter zahlt und Milch für 70 Cent kaufen will hat vergessen, wie Lebensmittel hergestellt werden und welchen Wert sie haben", sagt Carsten Krehl.

Und jetzt kommt noch der Wolf oben drauf. Beide gesprochenen Schäfer haben kein generelles Problem mit dem Wolf. zwei Dinge gaben Sie jedoch zu bedenken:

1. Effektive Schutzmaßnahmen werden nicht ausreichend gefördert. "Wir haben 12 Herdenschutzhunde für 2 Herden. Jeder Hund kostet 1000€ Unterhalt im Jahr, das sind 12000€ im Jahr und kosten mich einen Helfer auf der Schäferei." Bisher wird nur die Anschaffung des Hundes mit 80% bezuschusst, der Unterhalt ist von der Schäferei selber zu tragen.

2. In vielen Ländern Europas und Russlands war der Wolf nie ausgestorben. In diesen Ländern darf dem Wolf aber auch gezeigt werden, dass er sich dem Menschen nicht zu nähern hat und Tierhalter können selber den Wolf vertreiben oder auch jagen. Sie haben ihn aber nie ausgerottet. In Deutschland ist dieses Thema tabu.

"Der Wolf ist kein wildes Tier, er hat sich schon immer in der Nähe von Menschen aufgehalten, dadurch fand die Domestizierung zum Hund statt. Problematisch ist, wie auch bei Hunden, wenn Wölfe diese Grenze nicht kennen und jemanden angreifen. Als Schäfer wäre ich in der Pflicht diesen Angriff nachzuweisen. Wie soll das gehen? Viele wissen auch nicht, dass
die Bestrafung bei einer Verletzung oder Tötung eines Wolfes höher ist, wie viele andere durchaus wichtiger anzusehende Straftaten wie z.B. Gewalt in der Ehe und an Kindern oder Pädophilie.
Und keiner kümmert sich um das Leid der Schäfer, die einen Wolfsübergriff bei Ihren Schafen haben, oder hatten."

Auch die Kreisgruppe Diepholz/Vechta der ÖDP sieht eine Mediendiskussion der Extreme: "Es gibt nur den niedlichen Wolf und die Bestie. Für alle Diskussionen dazwischen oder sachliche Debatten ist in den Medien kein Platz. Das erinnert stark an den Kampfhundehype vor 10 Jahren. Statistisch gesehen hatte die Zahl der Hundeattacken nie zugenommen."

Ein großer Zwiespalt ist es für Tierhalter und auch die ÖDP die richtige Balance zu finden. Zum einen sollen die Tiere in der offenen Stallhaltung, noch besser Weidehaltung leben, auf der anderen Seite muss mit dem Wolf vernünftig umgegangen werden. Es war interessant zu hören, dass auch Schäfer keine Ausrottung des Wolfes wünschen, aber einen Umgang der in unsere Kulturlandschaft passt.

Weiterhin ist die größte Forderung an die Politik (und auch an die Verbraucher): nehmt unsere Arbeit wahr und honoriert sie entsprechend. Wenn auf die ohnehin schon enge finanzielle Situation noch Zusatzkosten kommen, werden immer mehr Schäfereien aufgeben müssen, als sie dies ohnehin schon mussten. Alleine von 2010 auf 2015 sank die Zahl der Schafe um rund 30%. Das war lange vor der diskutierten Wolfsthematik. [Quelle statitsisches Bundesamt; http://www.t-online.de/finanzen/boerse/news/id_77021918/zahl-der-wanderschaefer-in-deutschland-sinkt-dramatisch.html].

"Während die Diepholzer Parteien eine Petition gegen den Wolf aufstellt, sollten sie lieber dafür sorgen, dass in der Gesellschaft und der Politik die Arbeit in der Landwirtschaft ausreichend anerkannt und bezahlt wird und zwar auch nach ökologischen Aspekten.", so Krehl.

Nach dem Besuch im Wolfcenter Dörverden und dem Vortrag zum Thema Wolf durch- einen ehemaligen Schäfer und Wolfsberater- am vergangenen Samstag in Wolfsburg, war dies die dritte Station der ÖDP um sich ein umfassendes Bild von der Thematik zu machen.

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