Der Beer ist los, mit dem richtigen Plan
Schwarze Springer gewinnen knapp gegen Hagen nach Glanztat von Sebastian Beer
Bad Zwischenahn / Rastede / Oldenburg
Den Hagener SV hatten die Schachfreunde aus dem Ammerland noch in schlechter Erinnerung, war er es doch vor nicht allzulanger Zeit, der damals den Aufstieg in die Landesliga verhinderte. Jetzt traf man zum ersten Mal in der Landesliga aufeinander und Ammerland 1 hatte noch eine Rechnung offen.
Ziemlich viele Weichen sollten in diesem Wettkampf schon richtungsweisend in den ersten 16 Zügen gestellt werden. Dabei spielte wie so oft die Wahl des falschen Planes die entscheidende Rolle.
Der durchschlagkräftigste Angriff gelang am 4. Brett Martin da Costa, da dessen Gegner einen falschen Verteidigungsplan schmiedete, um Martins Drohungen im 13. Zug zu begegnen. Die Bewertung schlug mit +4 schnell zugunsten der Schwarzen Springer um. Martin gelang es, den gegnerischen König im Zentrum unter Beschuss zu nehmen und bald zur Aufgabe zu zwingen.
Auf der anderen Seite bekam es Uwe Ritter am ersten Brett mit raumgreifenden Zügen seines Gegners zu tun, der sich durch immer größere Felderschwächen aufgrund eines ungenauen Verteidigungsplans aussuchen konnte, wie er den Druck auf Uwes Stellung erhöht. Schlussendlich musste Uwe die Waffen strecken.
Am 8. Brett konnte Martin Wichelmann seinen Gegner am Königsflügel stark attackieren. Im 12., 13. und 16. Zug konnte er mit den weißen Steinen ohne Mühe seine Bauern vor der verteidigungsgeschwächten Königsstellung des Gegners um 2 Felder vorziehen und diesen zu verzweifelten Plänen verleiten, die alles aber nur noch schlimmer machten. Martin konnte den Angriff sehr schön zur 2:1 Führung für die Ammerländer zum Abschluss bringen.
Björn-Ole Kerski bekam es als Ersatzspieler am 6. Brett mit der Holländischen Verteidigung zu tun. Er konnte die gegnerische Königsstellung öffnen und bereits im 15. Zug mit einem furiosen Angriff drohen, gegen den der Gegner ebenfalls eine fehlerhafte Verteidigung wählte. Nach wenigen weiteren Zügen wäre er in der Lage gewesen, seinen guten Angriff mit dauerhaften Stellungsvorteilen und einem vermutlichen Gewinn zu krönen. Leider spielte er nicht konsequent genug weiter, so dass das Spiel in eine ausgeglichene Position und schließlich einen friedlichen Remisschluss mündete.
Thomas Künzler konnte am 5. Brett mit einer schönen Verteidigungsstellung gegen ein Damenbauernspiel aufwarten und die Angriffe des Gegners mit einem Damentausch frühzeitig entschärfen. In der Fortsetzung fasste er aber in fehlender Wahrnehmung seiner schlecht positionierten Springer den übereilten Plan einer Zentrumsöffnung im 16. Zug. Dadurch lud er den Gegner ein, a Tempo die Figuren zu entwickeln und Thomas zu einzigen Zügen zu zwingen. Eine weitere Ungenauigkeit führte dann schnell zur Überlastung der Stellung und schließlich zur Aufgabe und den Zwischenstand von 2,5:2,5.
An Brett 3 gelang Oke Wübbenhorst mit den schwarzen Steinen ein übereilter Angriff mit g5 im 11. Zug gegen die gegnerische Königsstellung. Wäre diesem seinerseits die eher schwache Verteidigung von Oke aufgefallen, hätte der gewinnträchtige Gegenangriff mit dem Opfer einer Leichtfigur gegen 4 Bauern und bessere Stellung wohl durchschlagenden Erfolg gehabt. So stellte er sich auf längerfristige Verteidigung ein, ohne konsequent mit f3 gegenzuhalten. Oke konnte seine freien Angriffsmöglichkeiten schließlich sehenswert zum Gewinn führen.
Zeitnotschwierigkeiten führten Udo Bonn kurz vor der ersten Zeitkontrolle am 7. Brett aufs Glatteis. In einer spannenden und ausgeglichenen Partie konnte dieser im 36. Zug in eine vollends ausgeglichene und vermutliche Remisstellung abwickeln. In Zeitnot verfolgte er aber einen anderen Plan und geriet weiter unter Druck und im letzten Zug vor der Zeitkontrolle auch noch in eine Springergabel, die ihn die Qualität und Partie kostete.
Beim Stand von 3,5:3,5 konnten sich die Zuschauer nun auf die letzte Partie am 2. Brett konzentrieren. Hier spielte Sebastian Beer gegen einen nominell gut 100 DWZ Punkte besseren Spieler… und stand nach einer bis dahin ausgezeichnet gespielten Partie in einem Springerendspiel mit gleicher Bauernzahl optisch mindestens auf Remis.
Sebastian hatte es geschafft, mit seinem König eine zentrale Position aufzusuchen und die Figuren des Gegners in eine passive Stellung zu versetzen. Eine Freibauernbildung schien somit eher für ihn am Königsflügel umsetzbar zu sein, da die Bauernmehrheit am Damenflügel für den Gegner bis auf Weiteres kaum zu bewegen war, ohne Sebastians König das Eindringen in die gegnerische Stellung zu ermöglichen. Unter Druck wählte der Gegner aber genau diesen Plan, den Sebastian schon vermutet hatte und ließ die Figuren optimale Positionen einnehmen. In für die Zuschauer nervenaufreibender Spannung opferte Sebastian seinen Springer gegen die drohende Umwandlung seiner Zentralbauern. Der perfekt gefasste Plan wurde nun in die Tat umgesetzt. Zwar gelang es beiden Spielern ihrerseits eine Damenumwandlung zu erreichen. Diese konnte Sebastian aber unmittelbar abtauschen und so den Vorteil einer Gewinnstellung erhalten, da der König mit dem Springer Sebastians verbliebene 4 Bauern nicht mehr aufhalten konnte. Eine tolle Partie brachte die Ammerländer Schachfreunde somit zum Mannschaftserfolg von 4,5:3,5 gegen den Hagener SV und zum 3. Platz in der Landesliga Nord.
Ebenfalls erneut erfolgreich war die 2. Mannschaft der Schwarzen Springer Bad Zwischenahn. Gegen die 2. Mannschaft von Union Oldenburg gewannen die Schachfreunde auch mit 4,5:3,5 knapp. Hier reichte es sogar zum zwischenzeitlichen 2. Tabellenplatz in der Verbandsliga West.
Julian Hans und Kilian Pallapies gewannen kampflos. Einen weiteren vollen Zähler erzielte Gerd Wiechmann. Axel Buntemeyer, Rainer Kuhlmann und Frank Schulze spielten Remis.
Kampflos gewann die 3. Mannschaft in der Bezirksklasse Süd-Ost, die 4. Mannschaft verlor hier ihrerseits kampflos. Die 5. Mannschaft verlor in der Kreisliga Jade-Weser gegen WSC 2 mit 1,5:2,5. Dominik Grundt spielte siegreich, Miriam Bauer konnte ein Remis beisteuern.
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