Freitag, 22. November 2013, 21:13 Uhr
Häuser

Alles hat seine Zeit......

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Alte Häuser werden abgerissen und neue   gebaut, das ist der Lauf der Zeit.

Bad Zwischenahn So pflegt man es in einem Satz abzutun, ohne großartig darüber nachzudenken, was die abgelaufene Zeit so alles beinhaltet hat.

So verändern sich im Laufe der Zeit ganze Straßenzüge, sie werden erneuert, begradigt oder sie verschwinden ganz von der Bildfläche.  Neue Straßen und ganze Wohngebiete kommen hinzu, prunkvolle neue Häuser werden gebaut und alte abgerissen, so wie derzeit das von Oven-Haus an der Peterstraße in Bad Zwischenahn.

Dort,  wo lange Zeit die Familie von Oven und ihre Nachkommen mit einem Fachgeschäft für Fotographie ansässig waren, dort wird derzeit noch die Bauruine gänzlich abgetragen und die Arbeiten dürften  in den nächsten Tagen schon abgeschlossen sein; so las ich davon in der Tageszeitung.

 

Ich mußte nicht lange überlegen, es fielen mir spontan Zusammenhänge ein, Berührungspunkte, die es in meinem Leben mit diesem Haus gegeben hatte.

Kleine Geschichtchen tauchten auf, die im Nachhinein mit einem Lächeln aus der Gedankenschublade hervorgeholt wurden.

Das erste Treffen muß schon Ende der 40er Jahre gewesen sein, als meine Mutter mit mir, ungefähr zweijährig, zum Fotografieren nach   Zwischenahn fuhr, mit dem Zug natürlich, denn ein Auto gab es in unserer Familie damals sowieso noch nicht.

Wir wohnten in einem kleinen Dorf in der Gemeinde Apen; jeder, der im Umkreis von   Zwischenahn wohnte, der kannte das bekannte Fotogeschäft  von Oven , damals noch Helene von Oven, es war halt eines der wenigen seiner Art im Ammerland.

Meine Mutter hatte sich vorgenommen meinen Großeltern ein Foto von mir zum Weihnachtsfest zu schenken.  Es war natürlich Winter als der Plan in die Tat umgesetzt wurde und meine bersorgte Großmutter achtete sehr darauf, daß das Kind auch warm genug angezogen wurde und begrüßte es, daß meine Mutter mir unter das neu-genähte Kleidchen noch eine lange Hose angezogen hatte.

Schließlich sei es draußen und auf der Bahnfahrt doch sehr kalt, meinte sie.

In  Zwischenahn, der Zusatz B a d  kam erst später dazu,  steuerte meine Mutter sofort das Fotogeschäft in der Ortsmitte an . Die dicke Hose wurde ausgezogen, sodaß ich im neuen Kleidchen perfekt vor der Camera posieren konnte.

Abends zu Hause wollte Oma bestätigt wissen, daß ich auch immer warm angezogen gewesen sei mit der langen Hosen und den dicken Sachen.

Im Jargon einer Zweijährigen, was man wohl Kindersprache nennt, versicherte ich, daß ich meine Sachen nur beim F i e r e n ausgezogen habe, also beim Fotografieren, womit meine Großmutter dann informiert war über ihr Weihnachtsgeschenk und die Überraschung war somit hinfällig geworden.

Später spielte das Handwerk der von Ovens und ihrer Nachfolger immer mal wieder eine Rolle. Fotos wurden entwickelt und produziert, Kinderfotos und Paßfotos, alles wurde hier geordert. Aus dem umfangreichen technischen Angebot gab es aber auch das ein- oder andere, was man als Hobbyfotograf so benötigte oder für andere Zwecke gut gebrauchen konnte.

So begab ich mich auch wieder mal in die Peterstraße, um meinem Mann das gewünschte Fernglas zu Weihnachten zu besorgen.Aber wieder platzte die Überraschung, wie früher schon einmal.

Ich hatte das Fernglas gekauft, wollte die Autoschlüssel nehmen (ich hatte sie auf der Verkaufsvitrine abgelegt) und war im Behriff mich zu verabschieden.

Leider dauerte das dann etwas länger, denn die Schlüssel waren komplett verschwunden. Haustür, Wohnungstür, Auto, Garage, alles war am Schlüsselbund mit dran.

Ich spürte Panik aufkommen. Die Schlüssel ließen sich auch nach längerem Suchen nicht auffinden und keiner der Anwesenden hatte etwas gesehen.

Ich hatte keine andere Wahl, ich mußte meinen Mann anrufen, der mir die Zweitschlüssel brachte und sofort mitbekam, was ich hier besorgen wollte.

Mein Schlüsselbund bekam ich übrigens tatsächlich noch zurück, zwar erst am anderen Tag, aber immerhin. In der Zwischenzeit waren mir schon viele Gedanken um den Austausch aller Schlösser durch den Kopf gegangen, was  Gott sei Dank dann nicht mehr notwendig wurde.

Ein Kurgast , der auch im Laden anwesend war, hatte aus Versehen mein Schlüsselbund eingesteckt.

An diese kleinen Geschichten habe ich gedacht als ich den Abriß des Hauses für ein paar Minuten beobachtete.

Wenn man es genau nimmt, dann habe ich seit dem 2. Lebensjahr Kontakt  gehabt, mal mehr mal weniger , natürlich nur geschäftlich.

Die Häuserfront an der Peterstraße in Bad Zwischenahn wird demnächst anders aussehen, sicherlich nicht schlechter, davon bin ich überzeugt; aber doch anders eben und nicht mehr so vertraut.

 

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