Donnerstag, 10. März 2011, 18:40 Uhr
Schiffstour

Erfüllung eines Lebenstraums!

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Zurzeit ist Beluga - Shipping und Reeder Nils Stolberg in aller Munde. Viel Schlechtes wird über ihn geschrieben. Mir allerdings hat er einen Lebenstraum erfüllt, und dafür sage ich Danke!

Bad Zwischenahn Beluga - Shipping und Nils Stolberg haben mir vor einiger Zeit einen Lebenstraum erfüllt. Nach meiner Tour mit der "Beluga - Stimulation" war ich so begeistert, dass ich mir den Traum von der Seele schrieb. Nur für diejenigen, die den Bericht lesen möchten: er ist etwas länger als gewöhnlich! Trotzdem viel Spaß! Lebenstraum in Blau-weiß. "Kiryakov", stellte der Mann sich vor, "welcome!" Da stand ich nun hechelnd und total außer Atem oben auf der Brücke vor diesem freundlich lächelnden Mann. 5 Stockwerke musste ich erklimmen, um ganz nach oben auf die Brücke der "Beluga Stimulation" zu kommen. Ich hatte es geschafft, im wahrsten Sinne des Wortes. Dabei hatte alles nur mit einer Idee und mit einem Wunschgedanken begonnen. Oft, ja sehr oft, fahre ich in mein liebstes Urlaubsland Schleswig-Holstein. Und wenn ich dort dann meine Freizeit verbringe, zieht es mich ganz einfach ohne viel Dazutun nach Brunsbüttel. Diese tolle Kleinstadt mit viel seemännischem Flair ist immer der Start- und gleichzeitig auch der Zielpunkt meines Urlaubs. Ganz automatisch zieht es mich dort hin. Einfach nur so am Hafen sitzen, dem Treiben auf dem Wasser zusehen und die Seele baumeln lassen. Langweilig wird es dort nie, denn Hunderte großer und kleiner Schiffe ziehen an mir vorbei und jedes Mal überlege ich - selbst bei kleinsten Booten oder Yachten -, wohin deren Reise geht. Das Fernweh meldet sich. Ablenkung suche ich dann meist im Elbforum, einem riesigen Einkaufszentrum in Brunsbüttel. Oder ich schlendere ganz einfach nur so durch die Koogstraße. Mal ein Eis essen oder in eines der vielen Fachgeschäfte zum Shoppen. Oder auch mal mit dem Rad, was ich immer auf meinen Reisen bei mir habe, nach Alt - Brunsbüttel. Die alten Seemanns- oder Kapitänshäuser hinterm Elbdeich betrachten, schließlich war diese Stadt an der Elbe auch schon vor dem Bau des Kaise--Wilhelm-Kanal eine Hafenstadt. Diese Häuser oder Häuschen brennen sich dann in mir fest. Dann aber zieht es mich wieder zum Hafen. Schiffe gucken. Schließlich könnte gerade jetzt ein riesiger "Pott" durch die Schleuse ziehen und ich würde ihn verpassen. Schrecklich! Jedes Mal, wenn dann ein solcher Pott vor meinen Augen majestätisch vorbei gleitet und entweder langsam die Schleuse anvisiert oder einer elbwärts kommend in den Kanal einbiegt, breitete sich in mir ein Wunschgedanke aus. Wie wäre es wohl, wenn ich jetzt dort hoch oben auf der Brücke eines solchen Schiffes mit an Bord sein könnte? Kann man von dort oben über die den Kanal begrenzenden Bäume, Büsche und Sträucher in die Landschaft sehen? Man kann! Ein Mal in meinem Leben eine Kanal - Passage mitmachen, das wär´s! In mir wuchs dieser Wunschgedanke und so rief ich eines Tages Nils Stolberg an. Nils Stolberg, der wird dir doch sicherlich helfen, den in dir nagenden Wunsch zu erfüllen, dachte ich. Wenn nicht der, wer sonst? Nils Stolberg ist Besitzer und Reeder einer der größten Schwergut - Reedereien mit Sitz in Bremen. Beluga - Shipping, ein guter Name! Gott sei Dank wohnt Niels Stolberg in Bad Zwischenahn, so dass der Kontakt zu ihm leichter als gedacht herzustellen war. Unvermittelt nach meiner Anfrage erhielt ich schon einen Anruf einer netten Dame aus dem Chefsekretariat. Und dann ging alles ganz schnell. Ein Termin war ausgemacht, der auch noch in den Beginn meines Schleswig-Holstein- Urlaubs fiel. Ich stand mit meinem Wohnmobil auf "Warteposition" in Rendsburg. Am späten Nachmittag kam dann der erlösende Anruf aus Bremen, nach dem ich mich am nächsten Morgen um 7.30 Uhr in Kiel- Holtenau an der Schleuse einzufinden hatte. Ein lieber Freund "schipperte" mich dann am nächsten Morgen bereits um 5.30Uhr - die Aufregung erlaubte keinen langen Schlaf - in Richtung Startpunkt Schleuse Holtenau. Die Sonne lachte. Strahlend blauer Himmel. Was sollte schief gehen? Oh Gott, war ich nervös. Schlimmer noch als vor meiner Hochzeit! Ich stellte mich auf einen Aussichtspunkt oberhalb der Schleusenkammer und sah das Schiff auch schon in der Kieler Bucht kommen. Aus Kotka (Finnland) am Finnischen Meerbusen kam das Schiff mit Hunderten von großen Containern beladen. Ein so genannter "Feeder" ist die "Beluga Stimulation", ein Schiff, welches Container "sammelt" und zu den großen Häfen wie Hamburg, Bremerhaven und Rotterdam bringt. Dort sind es dann die richtigen großen Pötte wie z.B. die 400- Meter lange Emma Maersk oder die "Express"- Schiffe der Hapag-Lloyd-Linie, die allesamt auch schon eine Länge von 350 Meter aufweisen, die diese Container durch die Weltmeere schippern. Ein junges Mädel kommt auf mich zu, fragt mich nach dem Namen und stellt sich als Mitarbeiterin der Schleusenverwaltung vor. Auch sie muss auf dieses Schiff, das nun mächtig und mit dröhnender Maschine vor mir in der Schleuse festmacht. Ich folge dieser jungen, durchtrainierten Frau die Gangway auf das Schiff hinauf und muss dabei einen Sprung von fast eineinhalb Meter Tiefe auf das Deck hinter mich bringen. Um Kabel, Rohre und Ecken von Stahl und Farbe herum verschwindet die junge Frau vor mir immer wieder aus meinem Blickfeld. Mit meiner Figur, meinem Gewicht und meinem Alter habe ich Mühe, ihr zu folgen. Bereits im zweiten Stockwerk denkt man, es käme eine Lok durch die Landschaft gefahren, so sehr keuche ich schon. Oben im fünften Stock angekommen, hängt mir die Zunge so lang aus dem Hals, dass ich sie fast als Schal benutzen kann. Als der Kapitän mich dann auf der Brücke willkommen heißt, bekomme ich fast keinen Ton heraus, obwohl ich kurz vor der Tür noch einen "Nothalt" gemacht hatte, um etwas Luft zu bekommen. Nachdem die Modalitäten mit der Schleusenverwaltung erledigt sind, wünscht die junge Frau mir noch viel Spaß und verabschiedet sich. Zwei Männer kommen an Bord, die sich als Steuermann und Lotse vorstellen. Das Schleusen geht in Holtenau schnell vonstatten, auch daran liegend, weil zwischen Kanal und Ostsee nur wenig Höhenunterschied besteht. In Brunsbüttel dagegen beträgt dieser Höhenunterschied zwischen Kanal und Elbe schon erheblich mehr. Die mächtigen Schleusentore öffnen sich, die dicken Trossen werden gelöst. Ein Zittern durchläuft das Schiff. Man merkt das Arbeiten der 7200 kw starken Maschine und das Anlaufen der Propeller. Mir läuft es kalt über den Rücken! Ich beobachte das Geschehen auf dem linken Ausguck. Vor mir der Kapitän und der Steuermann, die nun gemeinsam das 135- Meter-Schiff aus der Schleuse herausbugsieren. Ab nun haben nur noch der Steuermann und der Kanal - Lotse die "Schiffsgewalt". Die Beiden sitzen auf der "Brücke", jeder einen kleinen Joystick von ca. sechs bis sieben Zentimeter Länge vor sich. Als Überwachung stehen zwei große Bildschirme bereit. Einer gibt das Bild wie auf einem übergroßem Navi wieder und der zweite Bildschirm zeigt das sekundenaktuelle Bild der Radaranlage. So wird heutzutage ein Schiff manövriert. Bedingt durch die Enge des Kanals an manchen Stellen gibt es so genannte Weichen, in denen Schiffe Halt machen müssen, wenn sie per Funk dazu aufgefordert werden. Auch bei uns ist es so. Das erste Mal liegen wir in der Weiche Landwehr und müssen 5 Schiffe passieren lassen. Zugleich wird dort auch noch gebaut. Alte Holzdalben werden gegen Stahldalben ausgetauscht. Fast eine Stunde liegen wir dort. Endlich geht`s weiter. Rendsburg mit der riesigen Autobahn - Hochbrücke (A7), Schwebefähre und der Schiffsbegrüßungsanlage lassen wir hinter uns. Kurz hinter Breiholz wechselt dann der Lotse. Ein kleines Lotsenboot legt seitlich an, ohne jedoch an uns festzumachen. Der alte Lotse geht, der neue kommt. Dann ist nach wenigen Minuten schon alles vorbei. Die "Zealand", ein Schwesterschiff der Beluga - Reederei kommt uns, voll bepackt mit Containern, entgegen. Der nächste Halt erwartet uns in Oldenbüttel. Etwas ganz Besonderes kommt uns entgegen: Margarethe, die dänische Königin, mit ihrer wunderschönen Yacht. Ein toller Anblick. Diese Yacht habe ich übrigens schon einmal vor Jahren gesehen, als ich mit meinem Wohnmobil in Sehestedt in der Nähe von Rendsburg stand. Nun hatte ich den Anblick von hoch oben. Bedeutend schöner! Mit dem "neuen" Lotsen komme ich ins Gespräch. Er fragt, wie ich denn an diese Passage gekommen sei. Als ich ihm die Zusammenhänge erkläre, erhellt sich sein Gesichtsausdruck. Die Worte sprudeln nur so aus ihm heraus. Er erzählt von alten Zeiten, als er mit dem Vater des jetzigen Reeders befreundet und dessen Arbeitskollege gewesen sei. So klein ist die Welt. Weiter geht´s. Doch nur bis zur Weiche Kudensee. Die Industrieanlagen von "Bayer" in Ostermoor liegen vor uns. Die "Prinsendam", ein unter holländischer Flagge fahrendes Passagierschiff, ist angekündigt. Das bedeutet für uns und auch für alle uns nachfolgenden Schiffe eine weitere Stunde Warte- und Liegezeit. Die "Prinsendam" allerdings lässt sich Zeit. Ich rufe meine Frau an, die mit dem Wohnmobil vorgefahren ist und nun in Brunsbüttel am Hafen auf mich wartet. Das Schiff liege immer noch in der Schleuse, sagt sie. Ein Toubawou sei dort vor der Schleuse, berichtet sie, weil auch noch die Nordschleuse repariert würde. Somit steht in Brunsbüttel nur eine große Schleusenkammer zur Verfügung. Herzlichen Glückwunsch. Wartezeit! Dann endlich löst sich die "Prinsendam" aus der Schleuse, um jedoch unvermittelt am nächsten Halt in Ostermoor nordseitig anzulegen. Endlich löst sich nun auch der lange Halt dieses Schiffes auf. Ein Unglücksfall an Bord des Passagierschiffes ist der Auslöser für diesen Stopp. Nun dürfen auch wir unsere Fahrt in Richtung Schleuse fortsetzen. Langsam lassen wir das Passagierschiff, welches hier samt angedockter Fähre und darauf stehendem Rettungswagen liegt, rechts liegen. Vor der Schleuse allerdings gibt es nochmals eine Stunde Wartezeit, weil gerade eine Schleusung ansteht. Alles der Reihe nach. Unter mir am Ufer warten meine Frau und weitere Bekannte, die keine 50 Meter entfernt sind. Es trennen uns "nur" 50 Meter Wasser! Drei Schiffe kommen langsam aus der Schleusenkammer in den Kanal, um dann für uns den Weg freizumachen. 18 Uhr! Nach 10 ½ Stunden laufen wir im Schritttempo in die Schleusenkammer ein. Hinter uns kommen noch zwei weitere Schiffe rein. Höchste Konzentration ist nun vom Kapitän gefordert, der ab sofort wieder die Hoheitsgewalt über das Schiff hat. Geschafft! Das Schiff ist fest vertäut. Ich bedanke mich beim Kapitän und beim Lotsen und verabschiede mich. Dieses soeben Erlebte, dieser Tag, waren etwas ganz Besonderes. Für mich als Landratte allemal!

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