Sonntag, 27. Februar 2011, 13:35 Uhr
Politik / Strom / Gas

Klagst du schon oder zahlst du noch?

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Über 40000 Kündigungen und Tausende von anhängigen Klagen gegen die EWE AG beschäftigen zurzeit in hohem Maße die Gerichte. Wie lange noch?

Bad Zwischenahn Die EWE. Einstmals als Grundversorger für die heimische Bevölkerung durch den Zusammenschluss mehrerer Kommunen, Landkreise und Städte gegründet, hat diese Firma besonders in den vergangenen Jahren längst die Bodenhaftung verloren. Ein Wirrwarr an in sich wieder verschachtelten Firmen und Beteiligungen, zum Teil weltweit tätig wie z.B. die BTC - IT, eine100%ige Tochter der EWE AG. Jahrelang galt die EWE AG als Grundversorger in Sachen Strom und Gas. Irgendetwas aber scheint bei den vier großen Versorgern in Deutschland, so auch bei der EWE, schief zu laufen. Die täglichen "Spielchen Up and Down" in Sachen Preisgestaltung scheinen diese multiglobalen Firmen zu einer Art Monopoly ausgedehnt zu haben. Ab und zu schaut natürlich auch das Bundeskartellamt den Damen und Herren der Führungsriegen auf die Finger, ohne aber bislang eine Handhabe gegen die Preispolitik zu finden. Selbst die große Politik in Berlin macht mit bei diesen Spielchen und ist mittlerweile wohl selbst zum Spielball dieser Firmen geworden. Seit 2007 liefen dann gegen die Preissteigerungen Klagen beim Bundesgerichtshof (BGH), und der hat sämtliche Preiserhöhungen, die die EWE seit April 2007 erhoben hat, für unwirksam erklärt. Bremens Alt - Bürgermeister Henning Scherf wurde als Vermittler eingesetzt, um einen Vorschlag zu erarbeiten. Vorgeschlagen wurde eine 40%ige Rückzahlung, was logischerweise viele Bürger und Kunden auf die Palme brachte. Wer will auch schon Geld verschenken, wobei es in manchen Fällen um hunderte Euros geht? So werden mittlerweile die heimischen Gerichte mit einer Klageflut auf 100%ige Rückzahlung der zuviel gezahlten Gelder überschwemmt. Fast 4000 Klagen auf Rückzahlung sind bei den Gerichten anhängig, und fast 45000 Kunden kündigten bei der EWE Die meistgestellte Frage im norddeutschen Raum: Was erlaubt sich diese Firma? Niemand kann sich in die Geschäftsstrategie dieses Versorgers hineinversetzen. Sicherlich muss man Psychologie studiert haben, um die Taktik dieser Firma zu ergründen. Da entscheidet der BGH, dass das Geld an die Kunden zurückzuzahlen ist, und was macht der Vorstand der EWE, was macht Dr. Brinker? Nichts! Er versucht es mit Aussitzen! Dieses Rumgehampel eines Vorstandsvorsitzenden kann man so nur als Frechheit bezeichnen. Liest man die täglichen Meldungen über das Geschäftsgebaren der EWE, so muss man sich beiläufig die Frage stellen, wie lange diese Firma das noch so weitermachen will? Noch eine Frage bleibt offen: Schadet der Vorstand und auch der Aufsichtsrat der EWE AG nicht ihrer eigenen Firma??? Wann will der Aufsichtsrat einschreiten?

Leserkommentare (5)

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Jürgen Röttges 28.02.2011, 21:24:06
Es gibt zwei Möglichkeiten:
1. Die EWE hat dies alles gegen den Willen zumindest aber ohne Zustimmung ihrer Eigentümer gemacht. Dann hätten wir den sehr bedauerlichen wenn nicht skandalösen Zustand erreicht, dass diese Firma hier macht was sie will.
2. Die Eigentümer waren informiert und haben zugestimmt.
Für die Zustimmung zum Scherflein-Kompromiß hat der Verband mehrheitlich gesorgt, musste also wissen was er tat. Hat sich die Firma gewehrt, keineswegs.

Somit können wir getrost von einer Komplizenschaft zwischen der EWE und ihren Eigentümern ausgehen. Allesamt haben sie aber nicht mit dem Aufstand gerechnet, der durch die vielen Gerichtsverfahren entstanden ist und nun auch Hannover hellhörig gemacht hat.
Nun haben alle die naheliegende Sorge, beim Kommunalwahlkampf 2011 auf den Pott gesetzt zu werden.
Am 23. Februar hat Alwin Schlörmann, der Leiter der Geschäftsregion Varel/Oldenburg der EWE, im Wirtschaftsausschuss unter dem Titel "Partnerschaft LK Ammerland und EWE" zur Geschäftspolitik der EWE vorgetragen.
Auf die hier andiskutierten Fragen angesprochen, gab es seltsame Enthüllungen: Ja, man habe innerhalb der EWE Kommunikationsprobleme und mit den Kommunen auch. Besserung wurde gelobt. Angesichts der bisherigen Erfahrungen darf man skeptisch bleiben.
Eine ähnliche Aussage zu den offensichtlichen Kommunikationsproblemen der Kommunalpolitik in ihrer Rolle als EWE-Miteigner ist noch offen. Warum reden eigentlich die Kreis- und Gemeindepolitiker nicht mit den Protestgruppen hier im Kreis? Sind das nicht auch Bürger?
Klaus-Peter Tuchscherer 28.02.2011, 15:59:02
Kommunalverband Entscheidung der EWE Anteilseigner. Als Gasnetzbetreiber im Nordwesten Niedersachsens, in Brandenburg und Teilen Nord-Vorpommerns hat die EWE Netz, 80 Jahre nach ihrer Gründung, in den letzten Jahren recht häufig negative Schlagzeilen der EWE ENERGIE AG hinnehmen müssen.
In den vergangenen Monaten hatte sich der Aufsichtsrat der EWE ENERGIE AG zunächst für eine schnelle Entscheidungsfindung ausgesprochen, wie die EWE auf das Urteil des BGH zu den Klauseln in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen der Erdgassonderverträge reagiert. Das Gremium empfahl, in den kommenden Wochen eine kundenfreundliche Lösung zu finden. Dieser Lösungsvorschlag sollte dann für alle Normsonderkunden von EWE gelten, unabhängig davon ob sich jemand beschwert hat, widersprochen hat oder nicht. Die EWE-Anteilseigner haben jedoch später beschlossen, die Vermittlungslösung von Dr. Hennig Scherf für rund 620.000 Erdgaskunden umzusetzen. Damit erhalten diese Kunden eine einmalige Sonderzahlung von EWE, die ihnen mit der nächsten Jahresabrechnung gutgeschrieben wird. Wer mit diesem "Abschlag" von über 50% nicht einverstanden ist, muss sein Recht vor Gericht einklagen. In mehreren Verfahren hatten Amtsgerichte kürzlich auf Vollauszahlung der umstrittenen Beträge entschieden. Ein Vorstoß des Landkreises Leer, den Vorstand zur Rückzahlung des vollen Betrages aus Gaspreiserhöhungen ab 2007 aufzufordern, fand in der Verbandsversammlung der EWE-Eigentümer am 3.Dezember 2010 keine Mehrheit. Wie lange wollen die EWE-Anteilseigner, also überwiegend der Kommunalverband, eigentlich noch untätig zusehen wie hier systematisch die Marke EWE kaputt gemacht wird?
Für den Kunden ist eine starke Marke eine verdichtete Information, die Zusatzinformationen (z.B. über die Zuverlässigkeit) liefert und damit das wahrgenommene Kaufrisiko verringert, sie ist eine Orientierungshilfe innerhalb der vielen Angebote und schafft Vertrauen. Sie stellt einen emotionalen Anker dar, d.h. bestimmte Gefühle und Images werden vermittelt und trägt zur Abgrenzung und Vermittlung eigener Wertvorstellungen bei.
Die Marke stellt eine Kapitalanlage dar.
Der Anteil des Markenwerts am gesamten Unternehmenswert liegt inzwischen bei durchschnittlich 67 Prozent, bei den klassischen Markenartikel-Herstellern sind es sogar bis zu 90 Prozent. Seit Fusionen und Merger die Weltwirtschaft bestimmen, rückt die Frage nach dem Wert der Marke des Übernahmekandidaten in den Fokus.
Bettina Zippel 28.02.2011, 12:33:18
Ich finde das auch alles sehr konfus und undurchsichtig. Es hieß doch einmal, man muss sich um nichts kümmern und eine Rückzahlung erfolgt automatisch oder muss ich jetzt doch klagen? Inzwischen arbeitet sich die EWE reich mit unserem Geld. Oft habe ich mich früher gefreut, einmal im Jahr nach der Ablesung, einen Betrag zurück zu bekommen, wenn ich mehr bezahlt habe, als ich verbraucht habe. Ist eigentlich auch doof, dass ich monatlich etwas bezahle, was ich gar nicht bekomme. Beim Einkaufen gebe ich dem Supermarkt ja auch keinen Vorschuss, für die Lebensmittel, die ich irgendwann einmal einkaufe.

Tina
Gerd Streißel 28.02.2011, 02:31:23
Moin zusammen,
ich lebe jetzt mit meiner Frau seit fast 2 Jahre im Ammerland und war zunächst von dem Grundversorger EWE überzeugt. Zuvor wurde ich EON Bayern versorgt. Als "neutraler" Beobachter der Szene konnte ich mir somit ein Bild der Energieversorgung machen. Bereits nach dem ersten Vertragsjahr mit der EWE habe ich zum 01.06.2010 den Stromversorger gewechselt. Nach der Ankündigung der 15 %gen Anhebung des Gaspreises im Spätsommer 2010 habe ich mich nach einem günstigeren Gaslieferanten umgesehen und bin zum 01.11.2010 gewechselt.
Die Telekommunikationseinrichtungen hatte ich "Gott sei Dank" dort belassen, wo sie waren - bei der Deutschen Telekom.
Ich kann wie viele unter Euch auch weder den Vorstand noch den Aufsichtsrat der EWE verstehen, dass die sich keinen Kopf um die Kundenfreundlichkeit und den Service machen. Statt dessen schaffen die einen neuen Geschäftsbereich "Regionales Fernsehen" aus dem Nichts heraus, in den wahrscheinlich einige der Gelder fließen, die an "Altlasten" durch das BGH-Urteil an ihre Kunden ausgezahlt werden müssten.
Der EWE steht das Wasser bis zum Hals. Die grabschen nach jedem Euro, den sie kriegen können. Ich kann das aus eigener Erfahrung sagen, da sie mir zustehende Erstattungen aus der Stromabrechnung erst ein halbes Jahr nach Kündigung dieser mit der Gasabrechnung zum Kündigungszeitpunkt 31.10.2010 verrechnet/erstattet haben. Dann besitzen sie auch noch die Dreistigkeit eine Abschlagszahlung für Gas abzubuchen, obwohl ich noch Erstattungen zu erwarten hatte und obwohl die Kündigungs-Bestätigung bereits vorlag. Diese Abbuchung habe ich (Dank Home-Banking) unmittelbar nach Abbuchung wieder auf mein Konto zurück geholt. Dann besitzen die auch noch die Frechheit mir per Brief die Frage zu stellen, weshalb ich der Abbuchung widersprochen habe? Da greift man sich doch an den Kopf!
Die EWE ist ein stark verkrustetes Unternehmen. Eines Tages geht es mit der EWE genau so wie mit dem OOWV. Ich bin fest davon überzeugt, dass in der EWE einige Personen sitzen, die sich auf Kosten der Kunden und der Allgemeinheit bereichern.
Ich frage mich wie die mit all den eingereichten Klagen finanziell zurande kommen wollen. Ganz abgesehen von den ewigen Feilschereien um die Höhe der zu erstattenden Beträge aus der früheren Vergangenheit. Der ursprünglich angedachte Deal mit Scherf (der sich als ehemaliger Bremer Bürgermeister und ehrenwerter Mann der Bremer Bürgerschaft so missbrauchen lies) war doch so unnütz wie ein Kropf!
Meiner Meinung nach ist das ein Fall für die Kartellbehörde (aber die tut ja eh' nichts) und für die Staatsanwaltschaft. Aber auf dem Eil-Weg.
Es vergeht ja kaum ein Tag ohne negative Berichte und Schlagzeilen in der Presse.
Ich wünsche Euch eine Gute Woche!
Eberhard Unruh 27.02.2011, 18:01:04
Ich habe mich vor Jahren ebenfalls über die Preise für Gas und Strom geärgert. Ich habe mir dann einen anderen Anbieter gesucht und konnte so viel Geld sparen. Dass ich aber für die Anfangszeit keine Erstattung erhalten soll, gefällt mir nicht. Ich denke, dass da das letzte Wort auch noch nicht gesprochen ist.
Ich würde mir gerne die jährliche Suche nach dem günstigsten Anbieter sparen und zu EWE zurück kehren. Aber bis jetzt kann ich eine entsprechende Kundenfreundlichkeit nicht erkenen.
Georg Rost 27.02.2011, 16:19:05
Hatte ja schon geschrieben, das ich als Gas bzw. Stromversorger schon seit etwa 2 Jahren nicht mehr bei der EWE bin.
Habe jetzt aber auch meinen Internetzugang bzw. Telefon-Anschluss zum 7. März gekündigt und gehe wieder zurück zur Telekom.
Hatte versucht bei der EWETEL zu bleiben, aber die waren einfach nicht flexibel genug um mir ein vernünftiges Angebot zu machen, trotz ich schon bei der EWETEL Jahrelang als Kunde bin.
Waren genau wie bei Strom und Gas immer einer der günstigsten Anbieter, aber können oder besser gesagt wollen wohl nicht von ihrem hohen Ross herunterkommen.
Vielleicht sollten sich noch mehr Bürger unserer Region zusammenschließen und die Verträge bei diesem Anbieter kündigen.
Aber ob sich dann etwas ändert, ich wage es zu bezweifeln.
Eigentlich finde ich es schade, denn es wäre doch schön wenn unser eigenes Geld in unserer Region bleibt, und nicht zu Fremdanbietern in andere Regionen fließt.
Ich finde es auch sehr gut, das auf diesem Porrtal mal jemand den Mut gefunden hat, um über dieses doch sehr brisante Thema zu schreiben, also bitte weiter so.
"Mein Barßel"

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